Kämpfe zwischen Hamas und Fatah:21 Tote im Bruderkampf

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Bei neuen heftigen Straßenkämpfen zwischen den rivalisierenden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah sind im Gazastreifen mindestens 21 Menschen getötet worden.

Im Bruderkampf der verfeindeten Palästinensergruppen Hamas und Fatah sind bei den bislang blutigsten Gefechten im Gazastreifen mindestens 21 Menschen getötet worden.

Die Kämpfe überschatteten einen neuen Versuch des Nahost-Quartetts, den Friedensprozess im Nahen Osten voran zu bringen.

Die Radiostationen der rivalisierenden Parteien fachten die Gewalt mit Liedern über den bewaffneten Kampf weiter an. Seit Donnerstag wurden trotz der erst Anfang der Woche ausgehandelten Waffenruhe mindestens 21 Menschen getötet und 120 weitere verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Vor dem Innenministerium in Gaza lieferten sich am Freitagmorgen rund 50 Mitglieder der Präsidentengarde von Mahmud Abbas Schießereien mit bewaffneten Hamas-Leuten. Außerhalb der Stadt beschossen Hamas-Kämpfer ein Ausbildungslager der Fatah mit Granaten, dabei wurden 30 Menschen verletzt.

In Dschebalija sprengten Mitglieder der radikalislamischen Organisation einen Fatah-nahen Radiosender in die Luft, wie ein Gewerkschaftssprecher mitteilte. Im Norden des Gazastreifens wurden nach Krankenhausangaben zwei der Fatah nahe stehende Sicherheitsleute und zwei Hamas-Kämpfer getötet.

Tote auch im Westjordanland

Am Donnerstagabend stürmten hunderte Kämpfer der Fatah die Universität von Gaza. Es kam zu heftigen Gefechten mit Hamas-Anhängern, bei denen mindestens zwei Menschen verletzt wurden. Zwei Gebäude gerieten in Brand. Aus Kreisen der Fatah verlautete, in der Universität seien sieben Iraner festgenommen worden. Ein weiterer habe sich während des Einsatzes das Leben genommen. Die Hamas erklärte, es hätten sich keine Iraner in der Universität aufgehalten.

Auch im Westjordanland gab es erneut Tote: Israelische Soldaten erschossen am Freitag in der Nähe von Ramallah zwei bewaffnete Palästinenser. Nach palästinensischen Angaben waren die Männer Mitglieder des so genannten Präventiven Sicherheitsdienstes, der zu Abbas' Fatah-Bewegung gehört. Sie seien in der Nähe von Ramallah auf Patrouille gewesen und dabei einem israelischen Konvoi begegnet. Als sie aus ihrem Jeep ausgestiegen seien, hätten die Soldaten auf sie geschossen.

Die israelischen Streitkräfte erklärten dagegen, die Soldaten hätten einen bewaffneten Mann in ziviler Kleidung entdeckt und auf ihn geschossen, als er sich geweigert habe, seine Waffe niederzulegen. Anschließend seien weitere bewaffnete Männer auf die Soldaten zugekommen. Einer von ihnen sei ebenfalls erschossen worden.

Der innerpalästinensische Konflikt überschattet Bemühungen der USA, der UN, der EU und Russlands, den Friedensprozess im Rahmen des so genannten Nahost-Quartetts wieder in Gang zu bringen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich in Washington vor Beginn des Treffens des Nahost-Quartetts für regelmäßige Zusammenkünfte der vier Parteien aus. Er werde sich dafür einsetzen, dass dies keine "Eintagsveranstaltung" bleibe.

"Es kommt darauf an, dass wir von heute an in einen Arbeitsprozess kommen." Steinmeier nimmt an dem Treffen in seiner Funktion als amtierender EU- Ratsvorsitzender teil. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief beide Seiten zu einer Einstellung der Kämpfe auf. Nach Berichten aus Damaskus akzeptierten Hamas und Fatah ein Vermittlungsangebot aus Saudi-Arabien.

Ein Treffen von Abbas und dem in Damaskus lebenden Vorsitzenden des Hamas-Politbüros, Chaled Meschaal, sei am Dienstag in der saudi- arabischen Stadt Dschidda geplant.

Die von den beiden Palästinensergruppen vereinbarte Waffenruhe war am Vorabend zusammengebrochen, nachdem Kämpfer der radikal-islamischen Hamas einen von der Präsidialgarde eskortierten Konvoi angegriffen hatten.

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