Johannes Rau ist tot:"Er wird uns fehlen"

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Mit großer Trauer ist die Nachricht vom Tod des Altbundespräsidenten aufgenommen worden. Politiker und Kirchenvertreter würdigten Rau als großen Staatsmann, Christen und Versöhner.

Rau starb am Freitag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren in Berlin.

Wie das Präsidialamt mitteilte, hat Raus Nachfolger im Amt des Bundespräsidenten Horst Köhler für den 7. Februar einen Staatsakt angeordnet.

Köhler würdigte Rau als einen "großen Bundespräsidenten", der die Welt menschlicher gemacht habe. Er habe sich immer mit ganzer Kraft für das Wohl seiner Mitmenschen eingesetzt, sagte Köhler.

Er habe Brücken gebaut, statt Gräben zu ziehen. Er habe versöhnt, statt zu spalten. Köhler sprach der Familie Raus "im Namen aller Menschen in Deutschland" sein "tiefes Beileid" aus. "Wir werden ihn nicht vergessen", sagte Köhler.

Der amtierende Bundespräsident hatte Rau nach eigenen Worten noch in der vergangenen Woche besucht. Er sei dankbar dafür, dass er noch einmal mit ihm habe sprechen können, sagte Köhler. Sein Rat sei ihm immer wichtiger gewesen.

SPD-Chef Matthias Platzeck würdigte die Verdienste des verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau. "Die deutsche Sozialdemokratie trauert um Johannes Rau. Wir haben einen unersetzlichen Freund verloren, der einer der bedeutendsten und beliebtesten Politiker unseres Landes war", erklärte er.

Rau habe sich "um seine Heimat Nordrhein-Westfalen und um das ganze Land und seine Menschen unschätzbare Verdienste erworben". Platzeck fügte hinzu: "Er wird uns fehlen."

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) bezeichnete den verstorbenen Altbundespräsidenten Johannes Rau als einen der großen Politiker der Bundesrepublik Deutschland.

"Politik bedeutete für ihn Dienst am Menschen", sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende in Mainz: "Er wurde nicht nur hoch geachtet, er wurde von den Menschen geliebt, weil er die Menschen liebte."

Rau habe einen eigenen politischen Stil gepflegt, sagte Beck. Sein menschenfreundlicher Humor bleibe in liebenswerter Erinnerung.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezeichnete den Berliner Ehrenbürger Rau als "eine überragende politische Persönlichkeit unseres Landes", der auf "unnachahmliche Weise unsere Demokratie geprägt" habe.

Beileid aus Israel

Einer der ersten, die Raus Familie und dem deutschen Volk sein Beileid ausdrückte, war der israelische Staatspräsident Mosche Katsav.

Präsident Rau sei ein großer Freund des jüdischen Volkes und des Staates Israel gewesen, erklärte Katsavs Sprecherin Hagit Cohen.

Rau habe den Weg Konrad Adenauers beim Ausbau der Beziehungen zwischen dem jüdischen Volk und Deutschland fortgesetzt und viel zu den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland beigetragen.

Rau habe Antisemiten und Holocaust-Leugner entschlossen bekämpft. Der Tod Raus erfülle Katsav mit Schmerz, sagte seine Sprecherin. Der Staatspräsident kondoliere dessen Familie und dem deutschen Volk.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte Rau als großen Staatsmann. Während einer Rede in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin wurde Schäuble die Nachricht von Raus Tod überreicht.

In Raus Heimat Nordrhein-Westfalen sagte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU): "Johannes Rau war ein großer Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dem das Land und seine Menschen viel zu verdanken haben."

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla zeigte sich tief betroffen. "Mit Johannes Rau ist ein aufrechter Demokrat von uns gegangen, dessen politischer Stil vorbildhaft war", erklärte er und fügte hinzu, Rau habe immer wieder glaubwürdig vorgelebt, "dass unabhängig von parteipolitischen Erwägungen im Mittelpunkt jeder Politik der Mensch stehen muss".

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete Rau als großen Politiker und großen Mensch. "Johannes Rau war ein Brückenbauer zwischen Politik und Bürgern". Als Präsident sei er eine hoch geachtete Stimme Deutschlands gewesen.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch nannte Rau einen Bürgerpräsidenten. "Sein christlich geprägtes Menschenbild war stets Leitschnur seines Handelns, so werden wir uns stets an ihn erinnern", erklärte Koch. Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff (CDU) würdigte Rau als maßgeblichen Mitgestalter der Geschicke Deutschlands.

Mit "großer Trauer und Betroffenheit" reagierte der amtierende Bundesratspräsident und schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen auf den Tod von Johannes Rau. Es sei tragisch, dass Rau durch seine schwere Krankheit seinen Ruhestand nicht mehr unbeschwert im Kreis seiner Familie genießen konnte.

"Johannes Rau war ein großer Staatsmann, dem Deutschland sehr viel zu verdanken hat", erklärten die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Fritz Kuhn. Sein Lebensmotto 'Versöhnen statt Spalten' habe er beispielhaft vorgelebt. Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer hoben hervor, Rau habe "die Sorgen und Nöte der Menschen ernst genommen".

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle und der FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt erklärten: "Als eine der prägenden Personen der Nachkriegsgeschichte hat sich Johannes Rau weit über die Parteigrenzen hinweg Respekt verschafft und sich um Deutschland verdient gemacht". Die FDP verneige sich vor seiner Lebensleistung.

"Stolz, dass er mich als Freund bezeichnet hat"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, würdigte Johannes Raus Einsatz für die Juden in Deutschland: "Mit Johannes Rau verliert die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und der Staat Israel einen engen, verlässlichen Freund."

Er sei zutiefst erschüttert und traurig über die Todesnachricht. Sein Mitgefühl gelte Raus "tapferer Frau und seinen Kindern". "Ich bin sehr stolz darauf, dass er mich als seinen Freund bezeichnet hat", sagte Spiegel.

Der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Dietrich Garlichs, nannte Rau einen "Brückenbauer über alle sozialen, kulturellen und politischen Gegensätze hinweg". Er sei als Mensch und Politiker immer für die Rechte der ärmsten Kinder auf der Welt eingetreten. Kirchenpräsident Peter Steinacker würdige Rau als "große und eindrucksvolle evangelische Persönlichkeit der deutschen Politik".

Die Evangelische Kirche in Deutschland nahm hat die Nachricht vom Tode des Altbundespräsidenten mit Trauer auf. EKD-Präsident Bischof Wolfgang Huber erklärte: "Johannes Rau hat in überzeugender Weise christliche Grundhaltungen gelebt. Daran erinnert sich die evangelische Kirche in großer Dankbarkeit."

Betroffen reagierten auch Wirtschaftsführer auf die Nachricht. "Er war ein großer Demokrat und sehr starker Förderer des Strukturwandels an Rhein und Ruhr", sagte E.ON-Vorstand Manfred Krüper.

"Für die Wirtschaft war er ein kompetenter und konstruktiver Ansprechpartner, der sich auch große Verdienste um Wissenschaft und Hochschulforschung erworben hat."

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