Italien:Rätselhaftes Lob für Renzi

Der frühere Premier Berlusconi stiftet Verwirrung mit positiven Äußerungen über den aktuellen Regierungschef - die beiden gehören eigentlich gegnerischen Lagern an.

Von Oliver Meiler, Rom

Silvio Berlusconi, 80 Jahre alt und de facto noch immer Chef der rechtsbürgerlichen Opposition Italiens, hat in einem Interview den linken Premier Matteo Renzi als "derzeit einzig wahren Leader im Land" beschrieben. Er selber habe keinen politischen "Erben". In seiner Forza Italia löste die Aussage Verwirrung aus. Erst vor einigen Monaten hatte Berlusconi den früheren Unternehmer Stefano Parisi damit beauftragt, Forza Italia ein neues Profil zu geben. Parisi fühlt sich nun desavouiert, vom Förderer persönlich, wie es vor ihm schon etlichen anderen möglichen Erben widerfahren ist. Vor allem aber erstaunte die Weggefährten, dass Berlusconi Renzi ausgerechnet mitten in der Kampagne vor dem Verfassungsreferendum vom 4. Dezember mit so viel Kredit bedacht hat: Forza Italia wirbt offiziell für ein "Nein" zur Reform, um Renzi stürzen zu sehen; die Partei steckt jedoch in einem Dilemma, weil sie weite Teile des neuen Grundgesetzes einst mitformuliert hat und inhaltlich teilt.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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