Italien:Bush auf Europatrip

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Gestern in Warschau, heute in Rom. Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen traf George W. Bush mit Papst Benedikt XVI. zusammen. Zehntausende wollen aus Protest gegen den Italien-Besuch des US-Präsidenten auf die Straße gehen.

Benedikt empfing den gläubigen Methodisten George W. Bush und seine Ehefrau Laura am Samstag im Vatikan zu einer Privataudienz, bei der es vor allem um die Themen Frieden und Armutsbekämpfung in der Welt gehen dürfte. Zugleich hieß es, das katholische Kirchenoberhaupt wolle die Frage der Religionsfreiheit im Irak und die schwierige Situation der dortigen Christen ansprechen. Während des Treffens war der Petersplatz für Besucher gesperrt.George W. Bush und Benedikt begegneten sich am Samstagmorgen in Rom erstmals persönlich, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Zuvor war Bush mit seiner Frau Laura von dem italienischen Staatschef Giorgio Napolitano empfangen worden. An dem Treffen mit Napolitano sollte auch Italiens Außenminister Massimo D'Alema teilnehmen, der die US-Regierung kürzlich wegen ihrer Pläne für ein Raketenschild in Osteuropa kritisiert hatte. In Rom versammelten sich Bush-Kritiker, während anlässlich des Besuchs rund 10.000 Polizisten im Einsatz waren und die Stadt von Hubschraubern überflogen wurde.

Große Demontrationen

Unterdessen kam es in mehreren italienischen Städten zu Protesten von Globalisierungsgegnern. Auf den Bahnhöfen in Venedig, Mestre und Padua blockierten zumeist junge Leute zeitweilig den Zugverkehr. Auch in Florenz und Ancona gab es Zwischenfälle. Für den Nachmittag waren zwei Demonstrationen geplant, wobei eine vom linken Flügel der Koalition von Romano Prodi unterstützt und eine von radikaleren Bush-Gegnern angeführt wird. Prodi hatte die Mitglieder seiner Regierung aufgefordert, sich nicht an den Protesten zu beteiligen.

Später wurde Bush zu einem Arbeitsessen bei Ministerpräsident Romano Prodi erwartet. Bush hatte in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Stampa angekündigt, mit Prodi über das italienische Afghanistan-Engagement zu sprechen. "Ich möchte ihn wissen lassen, wie wichtig der italienische Einsatz in Afghanistan ist, jetzt und in Zukunft", sagt Bush demnach.

Die Beziehungen zwischen Italien und den USA sind belastet durch den schwachen Rückhalt für die Stationierung italienischer Truppen in Afghanistan sowie durch den geplanten Ausbau einer US-Militärbasis in Norditalien. Außerdem hatte der Ermittler Dick Marty Italien in seinem Bericht für den Europarat scharf kritisiert, die Aufklärung über die Verschleppung von Terrorverdächtigen durch den US-Geheimdienst CIA und die Unterhaltung von CIA-Geheimgefängnissen in Europa behindert zu haben. Parallel zur Vorstellung von Martys Bericht begann am Freitag in Mailand der erste Prozess in einem solchen Fall.

Bush traf am Freitagabend nach einem Kurzbesuch in Polen in Rom ein. In Danzig hielt sich Bush vier Stunden auf und sprach mit dem polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski über den geplanten Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Polen mit einer zugehörigen Radarstellung in Tschechien. Zuvor hatte Bush am dreitägigen G-8-Gipfel in Heiligendamm teilgenommen. Am Freitag sagte er wegen einer Magenverstimmung mehrere Termine ab.

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