Israelische Elitesoldaten:"Wir werden nicht unser Leben für die Unterdrückung geben"

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Eine Gruppe von 13 Angehörigen der als Helden gefeierten Einheit Sajeret Matcal will den Militärdienst in den Palästinensergebieten verweigern. Die Soldaten erklärten, sie würden ihre "Moral nicht durch Aufgaben einer Besatzungsarmee verunstalten lassen". Der Vize-Verteidigungsminister will sie vors Militärgericht stellen.

Die Soldaten und Offiziere der Spezialeinheit des Generalstabes hätten einen Brief an die Regierung unterschrieben, berichtete das israelische Fernsehen.

Die Militärs begründeten ihren Schritt mit Sorge um die Zukunft Israels als demokratischer, zionistischer und jüdischer Staat, wie es hieß.

Die in Israel als Helden gefeierten Soldaten gehören der Einheit Sajeret Matcal an, die früher vom späteren Ministerpräsidenten der Arbeitspartei, Ehud Barak, kommandiert wurde und 1976 an der spektakulären Geiselbefreiung von Flugzeugpassagieren auf dem ugandischen Flughafen Entebbe beteiligt war.

In ihrem Schreiben heißt es: "Wir können nicht mehr beiseite stehen. Heute sagen wir: Wir werden nicht länger unser Leben für die Unterdrückung in den Palästinensergebieten und die Verweigerung der Menschenrechte für Millionen Palästinenser geben. Wir werden nicht Schutzwall für die Siedlungskampagne sein. Wir werden unsere Moral nicht durch Aufgaben einer Besatzungsarmee verunstalten lassen. Diese Grenze wird nicht mehr überschritten."

Verweigerung von Piloten

Die Erklärung folgt drei Monate nach einer Ankündigung von 27 Piloten der israelischen Luftwaffe, Angriffe auf Ziele in den Palästinensergebieten zu verweigern. Es war die erste derartige Erklärung in der Geschichte der israelischen Luftwaffe, die als eine Art Elitekorps der Armee und als Aushängeschild der gesamten Streitkräfte gilt.

Erste Reaktionen von israelischen Politikern waren am Sonntag allesamt negativ. In einem eilig auf den Weg gebrachten Reaktionsschreiben an andere Reservisten der Spezialeinheit wurden diese davor gewarnt, sich dem Protest anzuschließen. Die Erklärung der Verweigerer wurde als populistisch und schockierend bezeichnet.

"Diesen Soldaten gehört die Uniform abgenommen"

Die Soldaten, die den Militärdienst in den Palästinensergebieten verweigern wollen, müssen sich nach den Worten des stellvertretenden Verteidigungsministers Seev Boim wegen Befehlsverweigerung vor einem Militärgericht verantworten.

"Diesen Soldaten gehört die Uniform abgenommen", sagte Boim am Montag im öffentlichen israelischen Rundfunk. Sie müssten wegen "Ungehorsam und Rebellion" verurteilt werden, "unabhängig davon, in welcher Einheit sie dienen".

Kind im Westjordanland getötet

Unterdessen haben Soldaten nach Angaben von Krankenhaussprechern im Westjordanland einen fünfjährigen Jungen erschossen. Das Kind sei im Flüchtlingslager Balate nahe Nablus tödlich getroffen worden, wo die Soldaten in Auseinandersetzungen mit Bewohnern des Lagers verwickelt worden seien.

Ebenfalls am Sonntag starb ein 15-jähriger Palästinenser, der in der vergangenen Woche bei einer Auseinandersetzung mit Soldaten verwundet worden sei. Die Armee nahm einen führenden Vertreter der militanten Hamas-Organisation fest. Maskierte töteten zuvor im Westjordanland einen Palästinenser, der einer Zusammenarbeit mit Israelis beschuldigt worden war.

Nach Medienberichten ist Israel bereit, eine Untersuchung der Sperranlagen zum Westjordanland durch den Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen zu akzeptieren.

Die Regierung stelle allerdings die Bedingung, einen eigenen Vertreter nach Den Haag zu entsenden, berichtete die Tageszeitung Jedioth Achronoth am Sonntag. Israel hatte verärgert auf die Entscheidung der UN- Vollversammlung reagiert, im Streit um die Sperranlage den Gerichtshof in Den Haag einzuschalten.

(sueddeutsche.de/AFP/dpa)

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