Israelische Bodenoffensive:"Wir müssen bereit sein für Schmerz, Tränen und Blut"

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Während das israelische Sicherheitskabinett eine Ausweitung der Bodenoffensive im Südlibanon beschlossen hat, stimmt Ministerpräsident Olmert sein Land auf einen längeren Krieg ein.

Wie israelische Medien berichteten, soll damit die Hisbollah-Miliz hinter den Fluss Litani zurückgedrängt und ihre Stellungen an und in der Nähe der israelischen Grenze zerstört werden, bevor eine Waffenruhe ausgerufen werden kann.

Bis auf einen Minister hätten alle Mitglieder des Sicherheitskabinetts dem Plan zugestimmt. In einer Rede in Tel Aviv hatte Ministerpräsident Ehud Olmert zuvor bereits eine Waffenruhe für die kommenden Tage ausgeschlossen.

Wie die israelische Tageszeitung Haaretz in ihrer Onlineausgabe berichtete, soll die Zahl der im Libanon eingesetzten Soldaten verdoppelt werden. Weitere Reservisten würden dazu in den Libanon verlegt.

Israel war schon 1978 in der "Operation Litani" in das Gebiet südlich des Flusses einmarschiert und hatte es drei Monate lang besetzt. Der Einsatz galt als militärischer Erfolg, da die Kämpfer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) nach Norden abgedrängt werden konnten. Der Litani entspringt in der Bekaa-Ebene und mündet nördlich von Tyrus im Südlibanon ins Mittelmeer.

In einer Rede in Tel Aviv, die von Fernsehen und Rundfunk übertragen wurde, hatte Olmert zuvor angekündigt, dass man solange kämpfen werde, "bis wir sie (die Hisbollah) von unseren Grenzen zurückgedrängt haben." "Es gibt keine Waffenruhe und es wird in den kommenden Tagen auch keine Waffenruhe geben", sagte Olmert weiter. "Wir müssen bereit sein für Schmerz, Tränen und Blut".

Der "Krieg" könne erst beendet werden, "wenn die Bedrohung (durch die Raketen der Hisbollah) beseitigt ist, unsere verschleppten Soldaten in Frieden nach Hause zurückkehren und ihr in Sicherheit und Frieden leben könnt", sagte Olmert an die Bürgermeister der Ortschaften in Nordisrael gerichtet.

"Wir hatten es nicht auf sie abgesehen"

Man habe die Hisbollah seit Beginn der Kämpfe vor 20 Tagen bereits schwer geschädigt. Deshalb dürfe man sie nicht wieder stärker werden lassen, "sie mehr Raketen bekommen lassen", so Olmert. Olmert bedauerte erneut den Tod unschuldiger Zivilisten bei dem israelischen Luftangriff auf den Ort Kana im Südlibanon am frühen Sonntagmorgen, bei dem mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen waren.

"Ich bedauere von ganzem Herzen all die toten Kinder und Frauen in Kana. Sie waren nicht unsere Feinde, wir hatten es nicht auf sie abgesehen", sagte er.

Die israelische Regierung war nach dem Angriff auf Kana international stark unter Druck geraten, einer sofortigen Feuerpause zuzustimmen. Am Montag hatte die Armee die Luftangriffe für 48 Stunden weitgehend ausgesetzt, auch um der Bevölkerung im Südlibanon Gelegenheit zum Verlassen des Kampfgebiets zu geben.

In Jerusalem gehe man davon aus, dass eine von der Internationalen Gemeinschaft auferlegte Waffenruhe möglicherweise bereits am kommenden Wochenende in Kraft treten könnte, berichteten israelische Medien. Zum Abschluss ihres Besuchs in Jerusalem hatte sich am Montag auch US-Außenministerin Condoleezza Rice zuversichtlich gezeigt, dass eine Waffenruhe noch in dieser Woche erzielt werden könne.

Sie stellte Details eines Plans zur Lösung der Krise vor. Dazu gehörten eine Feuerpause und der Einsatz einer internationalen Stabilisierungstruppe, die zusammen mit der libanesischen Armee im Süden Libanons stationiert werden solle. Noch in dieser Woche soll der UN-Sicherheitsrat laut Rice eine entsprechende Resolution beschließen.

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