Israelisch-libanesischer Gefangenenaustausch:Jubel für einen Mörder

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Mit Marschmusik und Ehrengarde wurde der verurteilte Mörder Samid Kuntar im Libanon empfangen. Zur Feier seiner Rückkehr zeigte sich auch Hisbollah-Chef Nasrallah, der äußerst selten öffentlich auftritt. Israels Regierung reagierte mit scharfer Kritik - dort herrscht Trauer um die toten Soldaten, die heute beigesetzt werden.

Nach dem Gefangenenaustausch zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz sind die fünf freigelassenen Libanesen in ihrer Heimat mit großem Jubel empfangen worden. In der libanesischen Grenzstadt Nakura wurden sie von Tausenden Hisbollah-Anhängern begrüßt, die sie mit Marschmusik und Ehrengarde feierten.

Der befreite Libanese Samir Kuntar wurde mit Jubel in seiner Heimat empfangen - sogar Hisbollah-Chef Nasrallah zeigte sich. (Foto: Foto: dpa)

Der prominenteste der fünf freigelassenen Libanesen, Samir Kuntar, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Jeans und graues Sweatshirt gegen eine Militäruniform getauscht.

Seine Freilassung gilt als besonders umstritten: Kuntar hatte 1979 in Naharija - der Heimatstadt von Ehud Goldwasser - einen Familienvater, dessen Tochter und einen Polizisten getötet. Er hat rund 30 Jahre Haft in Israel verbüßt und war damit dort der am längsten einsitzende arabische Häftling.

Die Freigelassenen wurden mit einem Hubschrauber zum internationalen Flughafen von Beirut geflogen. Dort wurden sie von Präsident Michel Suleiman, Ministerpräsident Fuad Siniora, Parlamentspräsident Nabih Berri, Parlamentsabgeordneten und einem Vertreter der Hisbollah begrüßt.

"Eure Rückkehr ist ein Segen für uns alle", sagte Suleiman in einer Ansprache. Er dankte allen Parteien, die sich für den Gefangenenaustausch eingesetzt hatten. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erschien erstmals seit Dezember 2006 kurz wieder in der Öffentlichkeit, um die Heimkehrer zu begrüßen. Er sprach von einem "Sieg", und kündigte eine Fernsehansprache an.

Kuntar kündigte am Abend an, in die Palästinensergebiete zurückkehren zu wollen.

Sami Abu Suhri, Sprecher der radikal-islamische Hamas-Organisation sagte, der Häftlingsaustausch sei der Beweis, dass die Entführung von israelischen Soldaten der beste Weg sei, um Gefangene aus israelischer Haft freizubekommen. Die Hamas hält seit zwei Jahren den israelischen Soldaten Gilad Schalit in ihrer Gewalt.

Trauer in Israel

Dagegen übte der israelische Regierungssprecher Mark Regev scharfe Kritik an den Feierlichkeiten im Libanon. "Samir Kuntar ist ein brutaler Kindermörder und wer ihn als Helden feiert, tritt die grundlegenden Werte des menschlichen Anstands mit Füßen", sagte Regev.

Vor den Häusern der Familien der getöteten israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev in den nordisraelischen Orten Naharija und Kirjat Motzkin weinten zahlreiche Menschen, als sie im Fernsehen die Särge sahen. Obwohl die israelische Regierung mit ihrem Tod gerechnet hatte, war das Schicksal der Soldaten bis zuletzt ungewiss geblieben.

Am Abend fand für die beiden Soldaten eine Trauerfeier auf einem Militärstützpunkt im Norden Israels statt, an der neben Ministerpräsident Ehud Olmert und Verteidigungsminister Ehud Barak auch die Familien der Toten teilnahmen.

Am Donnerstagmorgen begann die Beisetzung von Goldwasser auf dem Militärfriedhof von Naharija im Beisein mehrerer hundert Menschen, darunter Angehörige und Freunde des Toten, sowie Militärs und Politiker.

Goldwasser war am 12. Juli 2006 gemeinsam mit Regev während einer Patrouille von der Hisbollah entführt worden. Beide Soldaten sollen nach ersten pathologischen Untersuchungen unmittelbar nach ihrer Gefangennahme gestorben sein. Danach starb Goldwasser an den Folgen einer Schussverletzung in der Brust. Regev, der ebenfalls am Donnerstag beigesetzt werden soll, wurde am Kopf sowie im Brustbereich getroffen.

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