Israel:Krieg ohne Zeitplan

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Israel will seine Militäroffensive im Gazastreifen, bei der bislang etwa 50 Palästinenser getötet wurden, bis auf weiteres fortsetzen. Der palästinensische Regierungschef Hanija fordert dagegen Waffenruhe und eine diplomatische Lösung.

Verteidigungsminister Amir Perez sagte am Sonntag während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem, diplomatische Bemühungen um eine Freilassung von Gilad Schalit hätten bislang nicht gefruchtet. Der Militäreinsatz werde deshalb mit wechselnder Intensität fortgesetzt.

Der Soldat war am 25. Juni von militanten Palästinensern verschleppt worden. Drei Tage später begann die israelische Regierung mit einer Militäroffensive um seine Freilassung zu erreichen.

Israel verweigert Waffenruhe

Wie Perez bekräftigte auch Ministerpräsident Ehud Olmert, Israel sei nicht zu Verhandlungen mit der palästinensischen radikal-islamischen Hamas-Regierung bereit. "Wir befinden uns in einem Krieg, für den man keinen genauen Zeitplan festlegen kann", sagte Olmert.

Israel wies am Samstag einen Vorschlag des palästinensischen Regierungschefs Ismail Hanija für eine beiderseitige Waffenruhe zurück. Solange Schalit nicht frei sei, werde es keine Waffenruhe geben.

In einer von Hanijas Büro veröffentlichten Mitteilung hatte es zuvor geheißen, die palästinensische Regierung wünsche, den Konflikt auf "ruhige diplomatische Weise ohne den Druck einer Militär-Eskalation" zu lösen.

Das Hamas-Führungsmitglied Mussa Abu Marsuk sagte am Sonntag Journalisten in Damaskus, seine Organisation werde dem militärischem Druck Israels nicht nachgeben. "Der israelische Soldat kann nur mit diplomatischen, nicht mit militärischen Mitteln befreit werden", sagte Marsuk.

Weitere Angriffe in Gaza und Grenzorten

Während die Politiker um das Vorgehen streiten, gingen die Angriffe auf Palästinensergebiete am Wochenende unvermindert weiter:

Am Samstag waren israelische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge bis in die Außenbezirke der Stadt Gaza vorgerückt. In einem östlichen Vorort von Gaza kamen mehrere Mitglieder einer palästinensischen Familie bei einer Explosion in ihrem Haus ums Leben, darunter eine Mutter, ihr 20-jähriger Sohn und ihre sechsjährige Tochter.

Nach palästinensischen Angaben schlug eine israelische Panzergranate in dem Haus ein. Die israelische Armee erklärte dagegen, sie habe mit der Explosion nichts zu tun.

In der Grenzstadt Sderot schlug am Sonntag eine Kassam-Rakete ein. Dabei wurde ein Einwohner den Angaben zufolge verletzt. Insgesamt haben militante Palästinenser nach israelischen Angaben seit Freitag etwa 20 Kassam-Raketen abgefeuert.

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