Iranische Atomanlage:Mögliches Tunnelversteck für Nuklearprogramm

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Neue Satellitenfotos zeigen Tunnel-Konstruktionen in der Nähe der iranischen Atomanlage Natans. Experten sehen darin den Versuch Teherans, sein Nuklearprogramm vor möglichen Luftangriffen zu schützen.

Ungewöhnliche Tunnelbauten in der Nähe der iranischen Atomanlagen haben bei westlichen Experten für Nervosität gesorgt.

Die iranische Nuklear-Anlage in Natans (Archivbild von 2004). (Foto: Foto: dpa)

Wie die Washington Post berichtete, zeigen jüngste Satellitenaufnahmen größere Bauarbeiten in der Umgebung der umstrittenen Urananreicherungsanlage Natans.

Auf den Fotos vom 11. Juni sind zwei neue Straßen zu sehen, die zu einer Baustelle am Rand eines nahe gelegenen Berges führen.

Zwar sind keine Tunnel-Eingänge, jedoch Trümmer und Steine in der Nähe der Grabungen zu erkennen. Auf Anfang des Jahres aufgenommenen Bildern existieren die Baustellen noch nicht.

Geheimdienste und US-Sicherheitsexperten zeigten sich der Zeitung zufolge besorgt: Sie vermuten, die unterirdischen Anlagen könnten der Versuch Teherans sein, seine Atomanlage gegen mögliche Militärschläge zu schützen.

"Der Tunnel-Komplex scheint sicherlich mit Natans zusammenzuhängen," erklärte der ehemalige UN-Waffeninspektor David Albright gegenüber der Washington Post, "wahrscheinlich handelt es sich um einen Speicher für nukleares Material."

Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO in Wien beschäftigt sich bereits mit den Tunnel-Anlagen. Eine Sprecherin habe am Freitag bestätigt, dass die Behörde das Thema mit iranischen Vertretern angesprochen habe, wollte aber keine genaueren Angaben machen.

Berichte über israelische Geheimpläne

In den vergangenen Wochen hatten britische Medien berichtet, Israel verfüge über einen Geheimplan für die Bombadierung der iranischen Urananreicherungsanlage.

Bereits 1981 hatte Israel durch einen Lufteinsatz den irakischen Atomreaktor "Osirak" zerstört. Auch US-Vizepräsident Dick Cheney hatte Militärschläge gegen die iranischen Atomanlagen in der jüngeren Vergangenheit nie ganz ausgeschlossen. Sollten die Anlagen unter die Erde verlegt werden, könnte dies Experten zufolge den Schaden durch einen Luftangriff für Iran gering halten.

Der neue britische Außenminister David Miliband hat Iran indes davor gewarnt, Atomwaffen zu entwickeln. Teheran habe "nicht das Recht, einen nuklearen Rüstungswettlauf im Nahen Osten in Gang zu setzen", sagte Miliband der Financial Times in seinem ersten Interview als Außenminister.

Teheran habe auch nicht das Recht, die Stabilität seiner Nachbarn zu unterminieren, erklärte Miliband. London werde notfalls mit seinen Partnern auf eine dritte UN-Resolution zum Iran hinarbeiten, mit der die Sanktionen gegen den Iran verschärft werden.

Der britische Außenminister schließt Militärschläge nicht aus

Die Äußerungen wurden von der Financial Times als Zeichen dafür gewertet, dass die Regierung unter dem neuen Premierminister Gordon Brown ihre Politik gegenüber dem Iran nicht abschwächen wird.

Miliband weigerte sich in dem Gespräch mehrfach, die Äußerung des früheren Außenministers Jack Straw zu akzeptieren, wonach eine militärische Aktion gegen den Iran "unvorstellbar" wäre. Er verwies allerdings auch auf das Recht Irans, Kernenergie für zivile Zwecken zu nutzen. Der Westen habe hier für "sehr klare Angebote" gemacht.

Seit über vier Jahren verwendet das Land die Anlage in Natans, um kleine Mengen von Uran anzureichern. Bei einer Weiterentwicklung, so die Befürchtung von Beobachtern, könnte sie allerdings auch zur Herstellung von atomaren Waffen eingesetzt werden.

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