Iran:"Wir können atomaren Brennstoff herstellen"

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Der Chef der Teheraner Nuklearbehörde kündigt eine Uran-Anreicherung "im industriellen Maßstab" an. Irans Präsident Ahmadinedschad sagt, er werde "bestimmten westlichen Staaten nicht gestatten, diese Fähigkeiten zu unterlaufen". Die USA und Rußland kritisieren die Erklärung scharf.

Iran ist nach den Worten seines Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad jetzt in der Lage, sich selbst mit atomarem Brennstoff für Kernkraftwerke zu versorgen. "Iran steht seit heute auf der Liste derjenigen Staaten, die in der Lage sind, nuklearen Brennstoff herzustellen", sagte der Präsident am Montag in der zentraliranischen Nuklearanlage Natans. Iran werde bestimmten westlichen Staaten nicht gestatten, diese Fähigkeiten zu unterlaufen, fügte Ahmadinedschad hinzu.

Der iranische Atom-Chefunterhändler Ali Laridschani erklärte während einer Zeremonie in der Atomanlage Natans, in der vor einem Jahr erstmals erfolgreich kleine Mengen Uran aufbereitet worden waren, sein Land habe damit begonnen, in 3000 Zentrifugen Uran anzureichern.

Bislang hat Teheran, soweit bekannt, nur 328 Zentrifugen betrieben. Laridschani drohte mit einer Aufkündigung des Atomwaffensperrvertrages, sagte aber, sein Land sei weiter zu Gesprächen bereit. Zuvor hatte der Chef der iranischen Atomenergie-Organisation, Gholam-Resa Aghasadeh, aus Anlass des "Nationalen Atomtags" in Natans bekannt gegeben, sein Land könne jetzt Uran "im industriellen Maßstab" anreichern.

Nach fünfjährigen Forschungs- und Testarbeiten habe damit "eine neue Phase" der Arbeiten am Atomprogramm begonnen. Die islamische Republik hatte vor genau einem Jahr bekanntgegeben, selber erfolgreich Uran für den atomaren Brennstoffkreislauf anreichern zu können.

Ahmadinedschad kritisierte zugleich erneut die von den Vereinten Nationen (UN) im Atomstreit mit Teheran beschlossenen Sanktionen. Die neue Resolution schloss sich an den ersten Beschluss des Gremiums vom Dezember 2006 an und sieht unter anderem ein Verbot von iranischen Waffenausfuhren sowie die Sperrung zusätzlicher Konten vor. Je nach Grad der Anreicherung kann Uran zivil oder militärisch genutzt werden.

"Ein neues Zeichen der Missachtung"

Das Land wird verdächtigt, an der Atombombe zu arbeiten. Das hat Teheran strikt zurückgewiesen. Die internationale Atombehörde IAEA hatte in ihrem jüngsten Bericht die Zahl der iranischen Zentrifugen auf 1000 geschätzt. Nach Expertenmeinung sind etwa 60 000 Zentrifugen notwendig, damit Iran einen eigenen Brennstoffkreislauf herstellen kann.

Die USA äußerten sich "sehr besorgt" über die neuen Angaben Irans zu seinem Atomprogramm. Einschränkungen Teherans in der Zusammenarbeit mit der Atomenergiebehörde seien "nicht hinnehmbar", sagte ein Sprecher des Weißen Hauses am Montagabend. Die Erklärung des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad sei "ein neues Zeichen der Missachtung der internationalen Gemeinschaft". Die jüngste Entwicklung zeige die "vergebene Chance" für die iranische Führung, die internationalen Sorgen ernst zu nehmen.

Auch Russland kritisierte die Erklärung von Ahmadinedschad scharf. Sie sei eine "direkte Herausforderung der Weltgemeinschaft", sagte Konstantin Kossatschow, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses in der russischen Staatsduma. Iran zeige ein weiteres Mal, dass es nicht zu einem Kompromiss mit der Weltgemeinschaft bereit sei, sagte Kossatschow der Nachrichtenagentur Interfax am Montag in Moskau.

So lange jedoch keine direkten Beweise dafür vorlägen, dass Iran an einem Atomwaffenprogramm arbeite, gebe es keine Alternative zu politischen Verhandlungen.

© SZ vom 10.4.2007/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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