Iran:Massenverhaftungen nach Protesten

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Nach teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen regime-kritischen Demonstranten und der Polizei sind in Iran mindestens 120 Menschen festgenommen worden. Die Proteste gegen die Führungsspitze greifen inzwischen auf die Provinz über.

Allein in der Stadt Tabris im Nordwesten des Landes wurden nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA in den frühen Morgenstunden rund 90 Menschen festgenommen. Dort hatten sich mehrere hundert Menschen vor der Universität versammelt.

In der Stadt Mesched im Nordosten Irans, wo Sicherheitskräfte Demonstranten auseinander trieben, seien 30 Menschen festgenommen worden, meldete die Agentur. Nach offiziellen Angaben sind seit dem Beginn der Proteste vor einer Woche damit inzwischen mindestens 370 Menschen festgenommen worden.

Bei einigen der nun schon mehrere Tage andauernden Proteste kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Nach Angaben von IRNA gab es in der westiranischen Provinz Kermanschah Zusammenstöße zwischen protestierenden Studenten und der Polizei. Dabei seien mehrere Studenten verletzt worden.

Auch im südöstlichen Jasd hätten Demonstranten die Sicherheitskräfte mit Steinen und Ziegeln beworfen. In der nordwestlichen Stadt Tabris kam es demnach ebenfalls zu Zusammenstößen. Dort wurden laut IRNA in den vergangenen zwei Tagen etwa 90 Menschen festgenommen. Aus Maschad im Nordosten des Landes wurden 30 Festnahmen gemeldet.

Gemäßigte Parolen in Teheran

In der Hauptstadt Teheran gingen am späten Dienstagabend erneut einige tausend Menschen gegen die Führungsspitze auf die Straße. Die Parolen in Teheran sind jedoch seit Montagabend gemäßigter als in den sechs Tagen zuvor und werden nicht mehr von Hupkonzerten unterstützt.. Die Menschen fuhren in Autos zum zentralen Universitätsgelände, dem Zentrum der Proteste der vergangenen Tage, das von Polizisten in Zivil bewacht wird.

Nach den blutigen Zusammenstößen radikaler islamischer Gruppen mit protestierenden Studenten schlug die Teheraner Führung einen zurückhaltenderen Kurs ein.

In zwei offenen Briefen verurteilten iranische Palamentarier am Dienstag zugleich die Unterstützung der USA für die Proteste und stärkten Präsident Mohammed Chatami im Atomstreit mit Washington den Rücken. Die USA, EU und die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatten zuletzt ihren Druck auf Iran erhöht, sein Atomprogramm einzustellen.

(sueddeutsche.de/dpa/AFP)

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