Iran:"Es ist klar, dass sie eine Atombombe bauen wollten"

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Eine peinliche Entdeckung für Iran: Das Regime soll Geheim-Experimente zum Bau einer Atombombe geführt haben. Die Aussagen pakistanischer Wissenschaftler hatten bereits letzte Woche Zweifel an der Glaubwürdigkeit der iranischen Behörden gesät.

Iran hat offenbar intensiver am Bau von Nuklearwaffen geforscht, als es die Regierung bislang zugegeben hat. Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) sollen herausgefunden haben, dass Iran Polonium hergestellt und damit experimentiert hat, ein Material, das eine Kettenreaktion auslösen kann, welche zu einer Nuklearexplosion führt.

Das berichtete die amerikanische Zeitung Washington Post am Dienstag unter Berufung auf den Bericht, den die IAEA in den kommenden Tagen über das iranische Atomprogramm vorlegen wird.

Polonium ist ein radioaktives, silbriges Metall. In der Forschung wird vor allem das Isotop Polonium-210 verwendet, weil es leicht zu beschaffen ist. Iran soll den IAEA-Experten erklärt haben, dass es das Polonium für zivile Zwecke benutzt habe.

Peinliche Entdeckung

Die Experimente sollen schon länger her sein. Einer der Experten, der mit dem Vorgang vertraut ist, wird von der US-Zeitung mit den Worten zitiert: "Es ist ziemlich klar, dass sie versuchten, eine Bombe zu bauen, aber sie sind nicht weit genug gekommen."

Für die iranische Regierung ist die Entdeckung deswegen peinlich, weil sich das Land Ende vergangenen Jahres auf internationalen Druck hin dazu verpflichtet hatte, das eigene Atomprogramm offen zu legen.

In dem Bericht an die IAEA allerdings hatten die Iraner verschwiegen, dass sie mit Polonium gearbeitet hatten. Dies weckt erneut Zweifel daran, ob die iranische Regierung tatsächlich dazu bereit ist, mit der IAEA zu kooperieren. Die Inspektionen sollen sicherstellen, dass das iranische Atomprogramm nur friedlichen Zwecken dient und nicht der Herstellung von Massenvernichtungswaffen.

"Der Vater der islamischen Bombe"

Bereits in den vergangenen Tagen waren Zweifel an der Glaubwürdigkeit der iranischen Behörden entstanden. Vergangene Woche erklärte etwa in einem Polizeiverhör Abu Tahir, ein Mitarbeiter des pakistanischen Wissenschaftlers und Atomschmugglers Abdul Qadeer Khan, Iran seien in den neunziger Jahren Teile einer Gasultrazentrifuge zur Anreicherung von Uran geliefert worden.

Khan habe dafür mehrere Millionen Dollar kassiert. Die iranische Regierung blieb allerdings auch nach dieser Enthüllung bei der Beteuerung, sie habe nie versucht, sich Nuklearwaffen zu beschaffen.

Der Kauf von Atomtechnik bei Khan, der die pakistanische Atombombe entwickelt hat und in seiner Heimat als "Vater der islamischen Bombe" gefeiert wird, deutet allerdings auf das Gegenteil hin. Das Direktorium der IAEA wird sich in den kommenden Wochen mit den neuesten Erkenntnissen zu Iran befassen.

© SZ vom 24.2.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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