Iran:"Dem Klub der Nuklearstaaten beigetreten"

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Ungeachtet internationaler Kritik hat der Iran sein Atomprogramm einen entscheidenden Schritt vorangetrieben: Präsident Ahmadinedschad erklärte, iranische Wissenschaftler hätten erstmals erfolgreich Uran für die Herstellung von Kernbrennstoff angereichert.

Dies sei ein "historischer Erfolg", der in der zentraliranischen Anlage von Natans erreicht worden sei, sagte der Präsident in einer live vom Fernsehen übertragenen Rede.

Der Iran werde die Anreicherungstechnologie weiter entwickeln, bis die Atomkraftwerke des Landes mit Brennstoff versorgt werden könnten.

Ahmadinedschad versicherte, der Iran strebe nicht nach Atombomben. Die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) werde fortgesetzt.

"Iranische Wissenschaftler haben es am 9. April geschafft, Uran bis zu einem Grad anzureichern, der für den Brennstoffkreislauf erforderlich ist", sagte der Präsident in seiner Rede in der nordöstlichen Stadt Mesched.

Unter Anspielung auf die Entwicklung des Irak-Konflikts fügte Ahmadinedschad hinzu: "Wir raten dem Westen aufrichtig, die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit nicht zu wiederholen und das international anerkannte Recht des Irans auf die Entwicklung der Nukleartechnologie zu respektieren." Nichts könne das zivile Nuklearprogramm des Irans aufhalten, betonte der Präsident.

Zuvor hatte bereits Vizepräsident Gholam-Reza Aghasadeh den Erfolg bei der industriellen Anreicherung von Uran gemeldet. Er erklärte in einer Rede in Anwesenheit von Ahmadinedschad, eine erste "Einheit" von auf 3,5 Prozent angereicherten Urans sei am 9. April fertig gestellt worden.

Das angereicherte Uran diene "industriellen Zwecken". Aghasadeh leitet auch die iranische Atomenergie-Organisation. Im erdölreichen Iran gibt es derzeit nur ein ziviles Atomkraftwerk, das allerdings noch im Bau ist. Die Anlage in Buschehr am Persischen Golf soll mit russischer Hilfe vollendet werden.

Zwei Tage vor Baradei-Besuch

Die Bekanntgabe der erfolgreichen Anreicherung kam nur zwei Tage vor einem erwarteten Besuch von IAEO-Chef Mohammed El Baradei in Teheran. Mit dem Festhalten an der Urananreicherung widersetzt sich Teheran der Forderung des Weltsicherheitsrates vom 29. März, der Teheran zum Stopp aller Anreicherungsaktivitäten aufgefordert hatte.

Der Sicherheitsrat hatte dem Iran dafür eine Frist von 30 Tagen gesetzt. Die USA und andere westliche Länder vermuten, dass Teheran letztlich Atomwaffen herstellen will. Dazu bedarf es jedoch hoch angereicherten Urans.

Der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, erklärte, die jüngsten Äußerungen aus Teheran zeigten, "dass sie nicht darauf hören, was der Sicherheitsrat gesagt hat". US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte: "Es besteht offenkundig Besorgnis über den Iran."

Zu den jüngsten Verlautbarungen der iranischen Regierung wolle er aber zunächst Experten befragen. "Die Vereinigten Staaten von Amerika sind auf einem diplomatischen Kurs", sagte Rumsfeld vor Journalisten in Washington. Auf Spekulationen über einen US-Militärschlag gegen den Iran werde er sich nicht einlassen.

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