Iran-Ausstellung:Mit Risiken und Nebenwirkung

Moderne Kunst aus Schah-Zeiten in Berlin? Die politischen Umstände verbieten es - momentan.

Von Sonja Zekri

Das Projekt war wunderbar, aber auch unberechenbar. Nun weiß man: Die Kunstsammlung der Schah-Familie mit Werken von Jackson Pollock oder Roy Lichtenstein kommt nicht nach Berlin. Nachdem Iran Fristen verstreichen ließ, ohne die versprochenen je 30 Bilder westlicher und iranischer Kunst zu liefern, hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Gastgeber in Deutschland, die Notbremse gezogen und den Vertrag mit Teheran gekündigt.

Das ist ein Rückschlag für den Weltkulturpolitiker Frank-Walter Steinmeier, der mit der Schau den Entspannungskurs mit Iran flankieren wollte. Die Neue Nationalgalerie wird für ein paar Wochen lang leere Säle haben. Und alle jene, die Kulturaustausch mit schwierigen Ländern für Appeasement halten, atmen auf. Hätte man das vermeiden können, hätte man es lassen sollen?

Zweimal nein. Dass dieses Projekt, geplant als Kooperation zwischen Museen, ein Spielball iranischer Innenpolitik wurde, war nicht absehbar, wenn auch nie ausgeschlossen. Präsident Hassan Rohani ist kurz vor der Wahl in Bedrängnis. Die Konservativen wollen ihn ablösen, der Atomdeal trägt kaum Früchte. Eine westliche Ausstellung aus Teheran in Berlin, zu deren Eröffnung womöglich die Schah-Witwe Farah Diba anreist, wäre für Rohani in seiner Symbolwirkung nicht beherrschbar gewesen. Beim nächsten Versuch kann das ganz anders sein.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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