Irak:Wolfowitz entgeht Raketenangriff in Bagdad

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Das vorwiegend von Amerikanern bewohnte Hotel "Raschid" in Bagdad ist am Sonntag mit Raketen angegriffen worden. US-Vizeverteidigungsminister Paul Wolfowitz entging der Attacke unversehrt. Nach Angaben der US-Armee wurde ein amerikanischer Soldat getötet.

Von Heiko Flottau und Wolfgang Koydl

Bagdad/Washington - 15 Menschen seien verletzt worden. Die unbekannten Täter hätten 29 Raketen auf das Gebäude abgeschossen, hieß es weiter. Bei weiteren Angriffen auf US-Truppen im Irak wurden mehrere Soldaten verwundet. Zehntausende Menschen demonstrierten in Washington gegen die Irak-Politik der Regierung Bush.

Symbol der Besatzung: Das Raschid-Hotel in Bagdad (Foto: Foto: AFP)

Bei dem Raketenangriff wurden der fünfte und sechste Stock des Hotels "Raschid" getroffen. Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Wolfowitz befand sich zu dieser Zeit in der zwölften Etage. In einer Stellungnahme sagte Wolfowitz anschließend, die USA würden sich durch diesen "kriminellen Akt" nicht von ihren Zielen abhalten lassen und weiter "für das irakische Volk arbeiten". Wolfowitz, einer der Hauptbefürworter des Irak-Krieges, hatte zuvor Tikrit, die Heimatstadt des entmachteten irakischen Präsidenten Saddam Hussein, und die Ölstadt Kirkuk besucht.

Die Raketen schlugen am frühen Morgen des Sonntags, des ersten Tags des islamischen Fastenmonats Ramadan, in dem Hotel ein. Um den Irakern die im Ramadan üblichen Besuche von Verwandten zu ermöglichen, hatten die Amerikaner die Aufhebung der nächtlichen Ausgangssperre angekündigt. Bei den Verletzten handele es sich um sieben amerikanische Zivilbeschäftigte, vier US-Soldaten und vier "nicht-amerikanische Zivilpersonen verbündeter Staaten", hieß es in einer Erklärung der US-Streitkräfte.

Das Hotel "Raschid" gilt als wichtiges Symbol der amerikanischen Besatzer. Es steht unter Kontrolle der Armee und beherbergt Offiziere und Beamte der von den Amerikanern geführten Truppen.

"Bringt unsere Truppen heim"

In den vergangenen Monaten hatten sich die Anschläge auf ausländische Institutionen in Bagdad gehäuft. Vor einigen Tagen galt ein Attentat dem Hotel "Bagdad", in dem CIA-Leute untergebracht sind. Amerikaner kamen allerdings nicht zu Schaden. Bei einem Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad Ende August wurde Robert de Mello, Kofi Annans Beauftragter für den Irak, getötet.

In den Vereinigten Staaten wächst unterdessen der Widerstand gegen die Irak-Politik der US-Regierung. Zehntausende protestierten in Washington gegen die amerikanische Besatzung im Irak. Es war die größte Protestaktion, seit Präsident George W. Bush Anfang Mai das Ende der Hauptkampfhandlungen erklärt hatte. Auch in San Francisco gingen Tausende Menschen auf die Straße.

Beide Kundgebungen standen unter dem Motto: "Bringt unsere Truppen heim." Ein Sprecher der Veranstalter erklärte, die steigende Zahl der toten US-Soldaten im Irak habe die Friedensbewegung dazu bewogen, auf die Straße zu gehen und zu sagen: "Dies muss sofort ein Ende haben."

Bei weiteren Angriffen im Irak kamen am Wochenende drei Iraker um, mehrere US-Soldaten wurden verletzt. Die US-Armee teilte mit, Guerilla-Kämpfer hätten nahe der Stadt Falludscha drei Zivilisten getötet, als sie deren Konvoi mit einem Sprengsatz und Granaten angriffen. Ein Militärsprecher wies Vorwürfe zurück, amerikanische Soldaten seien für den Angriff verantwortlich.

Beim Beschuss eines US-Kampfhubschraubers in der Region Tikrit wurde ein amerikanischer Soldat verletzt. Der Hubschrauber musste laut einem amerikanischen Militärsprecher notlanden, wurde daraufhin mit einer Granate beschossen und fing Feuer. Irakischen Augenzeugen zufolge wurden im Westen Bagdads fünf US-Soldaten bei einem Anschlag auf ihren Konvoi verwundet. Auch in Baakuba, 65 Kilometer nordöstlich von Bagdad, wurde nach irakischen Angaben ein Anschlag auf einen US-Konvoi verübt. Dabei seien zwei amerikanische Soldaten verletzt worden.

US-Präsident Bush begrüßte nach der internationalen Geberkonferenz von Madrid die Hilfszusagen für den Irak von mehr als 33 Milliarden Dollar. "Die wachsende finanzielle Unterstützung wird es uns erlauben, auf dem Erfolg der breiten militärischen Koalition aufzubauen", sagte Bush in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache. Es sei aber noch schwierige Arbeit zu tun, "denn die Freiheit hat Feinde im Irak".

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