Irak:Verwirrung um Saddams Vize

Lesezeit: 1 min

Eine Festnahme gab es offensichtlich, doch ob tatsächlich der frühere irakische Spitzenfunktionär Isset Ibrahim al Duri gefasst wurde, ist noch unklar.

Minister der irakischen Übergangsregierung hatten die Gefangennahme des früheren Saddam-Vize Isset Ibrahim al Duri bekannt gegeben. Die US-Armee in Bagdad erklärte dagegen, der ehemalige Stellvertreter von Saddam Hussein im Revolutionären Kommandorat befinde sich nicht im Gewahrsam der multinationalen Truppen. Auch der irakische Verteidigungsminister Hasem el Schalaan verneinte laut einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders El Arabija die Verhaftung.

El Arabija hatte zunächst am Sonntagabend Staatsminister Kasim Dawud mit den Worten zitiert: "Isset al Duri ist festgenommen". Die irakische Nationalgarde habe jedoch ihre Teilnahme an einer möglichen Festnahme dementiert, berichtete der Sender.

Ein Polizeioffizier in Tikrit erklärte, Isset Ibrahim sei, ohne Widerstand zu leisten, festgenommen worden. Ein Sprecher des Verteidigungsminister hatte dagegen im arabischen Sender al Dschasira zuvor erklärt, bei der Festnahme seien 70 bewaffnete Getreue des ehemaligen Spitzenpolitikers getötet und rund 80 weitere seiner Anhänger festgenommen worden.

Isset Ibrahim, der an Leukämie leidet, sei aufgespürt worden, als er sich in einer Arztpraxis behandeln ließ. Er wäre der letzte Spitzenfunktionär des gestürzten Regimes von Saddam Hussein, der sich noch auf freiem Fuß befunden hätte.

Zweifel bei den US-Behörden

Der Nachrichtensender CNN berichtete, ein Mitarbeiter des US- Verteidigungsministeriums habe Zweifel an den Berichten über die Festnahme geäußert. Bereits im vergangenen Jahr war die Festnahme des Saddam-Vizes fälschlich gemeldet worden. Im Büro des irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi hieß es: "Es ist eine sehr wichtige Person verhaftet worden, bei der vermutet wird, dass es sich um Isset Ibrahim el Duri handelt."

Issat Ibrahim ist seit der Festnahme Saddam Husseins im Dezember 2003 das meistgesuchte Mitglied der ehemaligen irakischen Führung. Der frühere Vize-Präsident des Revolutionären Kommandorates war nach dem US-Einmarsch in Bagdad im April 2003 untergetaucht. Washington hatte auf den Saddam-Vize ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar ausgesetzt.

© AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: