Irak:Stellvertreter Saddams hingerichtet

Lesezeit: 1 min

Auf den Tag genau vier Jahre nach Beginn des Irakkrieges ist der frühere irakische Vizepräsident hingerichtet worden. Wie Diktator Saddam Hussein starb auch Taha Jassin Ramadan durch den Strang.

Taha Jassin Ramadan sei am am Dienstagmorgen um 3.05 Ortszeit (1.05 MEZ) gehängt worden, sagte ein Mitarbeiter von Ministerpräsident Nuri el Maliki.

Der Sunnit Ramadan war im November vergangenen Jahres wegen seiner Beteiligung an der Hinrichtung von 148 Schiiten 1982 zunächst zu lebenslanger Haft, später dann aber zum Tode verurteilt worden.

Wie in der Provinz Salaheddin zu erfahren war, soll Ramadan auf eigenen Wunsch neben Saddam Hussein in dessen Heimatdorf Audscha bei Tikrit beigesetzt werden. Eine entsprechende Vereinbarung mit Saddams Stamm sei schon getroffen worden, hieß es.

Wegen der Hinrichtung der 148 Schiiten aus der Kleinstadt Dudschail waren bereits Saddam, dessen Halbbruder Barsan al-Tikriti und der frühere Richter Awad al-Bandar zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Lebenslange Haft zu "milde"

Ramadan hatte zunächst eine lebenslange Haftstrafe erhalten. Anschließend entschied das Sondertribunal für die Verbrechen des alten Regimes jedoch, dass die Strafe zu "milde"sei, und wandelte sie in ein Todesurteil um, das ein Berufungsgericht am vergangenen Donnerstag bestätigte.

Die Hinrichtung sei ohne Zwischenfall und nach Recht und Gesetz vonstatten gegangen, hieß es. Die Hinrichtungen Saddams, seines Bruders und des Richters waren international kritisiert worden. Die EU protestierte dagegen, weil sie die Todesstrafe generell ablehnt. Andere Staaten wie die USA und mehrere arabische Länder hatten die Art und Weise der Hinrichtung kritisiert.

Saddam war während der Hinrichtung von den Henkern verhöhnt worden. Zudem hatte ein Video von der Hinrichtung unter den Sunniten des Landes, die unter Saddam bevorzugt worden waren, wütende Proteste ausgelöst. Bei der Hinrichtung von Barsan al-Tikriti war der Kopf vom Körper abgerissen worden.

Weiterer Prozess läuft

Ramadans Anwalt Badie Aref hatte am Montagabend bestätigt, dass Ramadan mit seiner Familie telefonieren durfte und Angehörige und Freunde um Gebete für ihn gebeten habe. Er habe keine Angst vor dem Tod, habe der frühere Vizepräsident gesagt.

Derzeit läuft vor dem Sondertribunal für die Verbrechen des alten Regimes noch ein zweiter Prozess. Nach der Hinrichtung Saddam Husseins müssen sich in diesem noch sechs Angeklagte wegen Völkermords an den Kurden verantworten.

Bei der so genannten Anfal-Kampagne gegen die Kurden, bei der auch Dörfer mit Giftgas bombardiert worden waren, starben in den Jahren 1987 und 1988 nach Schätzungen zwischen 50.000 und 180.000 Menschen.

© AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: