Irak:Saddam Hussein wird zwangsernährt

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Während der hungerstreikende Ex-Diktator im Krankenhaus liegt, versichert Premier al-Maliki, dass es im Irak keinen Bürgerkrieg geben wird. Allein am Wochenende starben fast 100 Menschen durch Gewalt.

Der Prozess gegen den irakischen Ex-Machthaber Saddam Hussein fand erneut ohne den Hauptangeklagten stattgefunden. Saddam war am Vortag ins Krankenhaus gebracht zwangsernährt worden, nachdem sich der Gesundheitszustand des 69-Jährigen wegen eines Hungerstreiks verschlechtert hatte. "Er nimmt nur Flüssigkeiten zu sich und benötigt jetzt ärztliche Pflege", sagte Chefankläger Dschafar al-Mussawi vor Beginn der Verhandlung.

Hussein und sieben weitere ehemalige Regime-Funktionäre müssen sich seit letztem Oktober wegen der Hinrichtung von 148 Schiiten aus dem Dorf Dudschail im Jahr 1982 nach einem fehlgeschlagenen Attentat gegen Saddam verantworten.

Der Prozess befindet sich nun in der Endphase. Am Montag verlasen die Anwälte der Angeklagten weiter ihre Schlussplädoyers. Die Staatsanwaltschaft hatte für Hussein, den ehemaligen Vizepräsidenten Taha Jassin Ramadan und Saddams Halbbruder Barsan al-Tikriti die Todesstrafe gefordert. Mit den Urteilen wird Mitte August gerechnet.

Protest für besseren Schutz der Anwälte

Vor 16 Tagen hatten der Ex-Diktator und drei seiner Mitangeklagten begonnen, die Nahrungsaufnahme zu verweigern. Sie protestieren damit gegen den aus ihrer Sicht unzureichenden Schutz ihrer Verteidiger. Bisher wurden drei Anwälte Saddams in Bagdad ermordet.

Nach einem von neuer Gewalt überschatteten Wochenende im Irak mit fast 100 Toten reiste der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki nach Washington. Bei einem Zwischenstopp in London wollte er den britischen Premierminister Tony Blair treffen.

In einem BBC-Interview wies der Politiker Befürchtungen zurück, sein Land könne angesichts des Blutvergießens zwischen den Religionsgruppen in den Bürgerkrieg abgleiten. "Das wird nicht passieren", sagte er. "Es gibt Probleme zwischen den Konfessionen und Gruppen, aber die politischen Führer arbeiten daran, diese Probleme zu lösen." Die aus Sicht der meisten Iraker katastrophale Sicherheitslage wird auch im Mittelpunkt der Gespräche mit US-Präsident US-Präsident George W. Bush stehen.

Bei einem Autobombenanschlag wurden in Mossul vier irakische Soldaten getötet und fünf verletzt, bestätigte die Polizei in der nordirakischen Großstadt. In Falludscha, 70 Kilometer westlich von Bagdad, kamen nach Polizeiangaben zwei irakische Zivilisten ums Leben, nachdem neben einer US-Patrouille eine Bombe explodiert war und die Soldaten wild um sich geschossen hatten.

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