Irak:Saddam angeblich von engsten Vertrauen verraten

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Kurz vor dem Einmarsch der US-Truppen nach Bagdad am 8. April habe ein Minister in der irakischen Führung das Gerücht gestreut, Saddam sei bei einem Bombenangriff am Vortag getötet worden.

Dieser Minister sei von US-Soldaten zusammen mit seiner Familie in Sicherheit gebracht worden und lebe jetzt in Europa. Der Chef der Republikanischen Garde, Maher Sufian el Tikriti, habe seinen Einheiten zudem den Befehl erteilt, den US-Truppen bei deren Einmarsch in Bagdad keinen Widerstand zu leisten, sagte der Vertreter, der ungenannt bleiben wollte.

Kriegs-Entscheidung im Dezember

Die Entscheidung der US-Regierung über den Irak-Krieg fiel nach einem Bericht der Financial Times bereits Mitte Dezember, als Washington nach außen hin noch die Hoffnung auf eine politische Lösung aufrecht erhielt.

Der entscheidende Augenblick sei kurz nach der Übergabe des irakischen 12.000-Seiten-Dossiers über sein Waffenarsenal an die UNO am 8. Dezember gewesen, berichtet das Blatt unter Berufung auf einen dem UN-Sicherheitsrat nahe stehenden Vertreter. Durch den Waffenbericht habe sich die US-Regierung ausgetrickst gefühlt.

Der US-Zivilverwalter in Irak, Paul Bremer, sieht unterdessen den Wiederaufbau des Landes auf gutem Weg: Mit der Einrichtung von Ministerien sowie der Wiederherstellung von Sicherheitsdiensten und Polizeigewalt nähere sich der Wiederaufbau "dem Ende der ersten Phase", sagte Bremer am Montagabend in Bagdad. Ein Expertengremium soll laut Bremer die Auflösung der Baath-Partei organisieren.

Als "wichtigste Strategie" seiner Verwaltung bezeichnete Bremer einen "soliden Handel zwischen Irak und der übrigen Welt". Marktwirtschaft sei "der beste Schutz für die politische Freiheit" in Irak.

Um nach dem Ende der UN-Sanktionen die Wirtschaft anzukurbeln, kündigte der US-Zivilverwalter für die "kommenden Wochen" die leichtere Gewährung von Krediten an. Aus den Tresorräumen der irakischen Zentralbank hätten US-Soldaten weitere 250 Millionen Dollar Geldreserven sichergestellt, sagte Bremer.

Dem Expertengremium für die Auflösung der Baath-Partei Rat mit bis zu 20 Mitgliedern sollen nach Bremers Worten neben Exil-Irakern auch Oppositionspolitiker angehören, die während der Herrschaft von Saddam Hussein im Land geblieben waren. Bremer hatte Mitte Mai erklärt, keiner der Funktionäre der Baath-Partei werde künftig in Irak ein öffentliches Amt ausüben.

(sueddeutsche.de/AFP)

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