Irak:Rumsfeld nimmt neue Regierung ins Gebet

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Der amerikanische Verteidigungsminister ist zu einer unangekündigten Visite in Bagdad eingetroffen. Offenbar will er mit der neuen irakischen Führung über Vetternwirtschaft und Korruption sprechen. Sorge bereitet ihm auch ein möglicher Umbau der Sicherheitskräfte.

"Meine Sorge ist, dass sie reinkommen und den Laden aufräumen", sagte Donald Rumsfeld während des Flugs von Washington nach Bagdad. "Das kann man nicht machen, wenn man versucht, eine Kommandokette in den irakischen Sicherheitskräften zu installieren, und einen fanatischen Aufstand besiegen will."

Die künftigen Ministerien des Innern und der Verteidigung in Bagdad müssten im Auge behalten, "dass Iraker getötet werden und dass sie besser einen guten Grund für das haben sollten, was sie tun", sagte Rumsfeld weiter.

Die neue Führung müsse sicherstellen, dass der Demokratieaufbau nicht durch korrupte oder inkompetente Regierungsmitarbeiter verzögert werde, sagte Rumsfeld an Bord einer Luftwaffenmaschine. "Es ist wichtig, dass unnötige Störungen verhindert werden."

Querelen zwischen den Religionsgruppen bei der Bildung der Übergangsregierung haben in Washington Besorgnis ausgelöst. Die US-Regierung fürchtet, ein anhaltender Machtstreit könne den Kampf gegen die Aufständischen im Land behindern.

Neuer Präsident für Verbleib der US-Truppen

In Bagdad werde Donald Rumsfeld im Laufe des Tages mit Präsident Talabani, dem Übergangsministerpräsidenten Ijad Allawi und dem designierten Regierungschef Ibrahim al-Dschafari zusammentreffen, meldete CNN. Außerdem werde es Gespräche mit Führern der kurdischen Minderheit geben, berichtete Der Sender weiter. Auch sei ein Besuch bei den US-Truppen geplant, hieß es. Zuletzt hatte Rumsfeld den Irak im Februar besucht.

Talabani hatte sich in einem Interview am Wochenende trotz anhaltender Proteste im Irak gegen ausländische Truppen für einen Verbleib der US-Truppen in seinem Land in den kommenden zwei Jahren ausgesprochen.

In diesem Zeitraum könne es geschafft werden, die neue Armee und die Sicherheitskräfte aufzubauen. In der Zwischenzeit sei der Irak darauf angewiesen, dass die von den USA geführte Koalition vor Terroristen und der Einmischung von außen schütze, so Talabani in einem CNN-Interview.

Am Montag hatten US-Medien berichtet, dass die USA ihre Truppen bereits Anfang nächsten Jahres um bis zu ein Viertel reduzieren wollen.

Militärplaner sähen bedeutende Fortschritte im Kampf gegen die Aufständischen und bei der Ausbildung irakischer Truppen, berichtete die New York Times unter Berufung auf Pentagonbeamte. Überlegt werde der Abzug von 35.000 Soldaten. Zur Zeit sind rund 140.000 US-Soldaten im Irak stationiert.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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