Irak:Rumsfeld: Bei Bürgerkrieg auf einheimische Sicherheitskräfte verlassen

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Die Befreiung der Iraker hatten die USA zu ihrer Sache gemacht. Sollte es aber zu Kämpfen zwischen Sunniten und Schiiten kommen, wäre dies eine Angelegenheit für irakische Truppen.

Die militärische Führung der USA sorgt sich zunehmend über die Lage im Irak.

Wenn die irakischen Politiker nicht bald eine Regierung bildeten, dann würden sie "mit einer sehr schwierigen Lage konfrontiert", sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei einer Senatsanhörung.

Der für die Irak-Operationen zuständige Chef des US-Zentralkommandos, General John Abizeid, gab bei der Anhörung zu, die Schwierigkeiten im Irak unterschätzt zu haben.

"Es gibt keinen Zweifel, dass die sektiererischen Spannungen höher sind als wir vorausgesehen haben, und das ist für uns alle eine große Sorge", erklärte der General.

Der Irak, so sagte Rumsfeld, befände sich derzeit nicht in einem Bürgerkrieg, aber die politischen Führer müssten bald zu einer Einheit finden, damit nicht der sektiererische Konflikt voll ausbreche.

Die irakischen Führer müssten den "Ernst der Lage" begreifen.

Wenn im Irak ein Bürgerkrieg ausbrechen sollte, wolle man sich soweit auf irakische Sicherheitskräfte verlassen, "wie die dazu in der Lage sind". Ziel der Amerkaner sei es, die Soldaten und Polizisten so auszubilden, dass sie dazu in der Lage sind.

Zusätzliche 91 Milliarden Dollar

Der Verteidigungsminister äußerte sich bei einer Senatsanhörung zu der von US-Präsident George W. Bush beantragten Erhöhung des Etats vor allem für das militärische Engagement in Afghanistan und Irak um weitere 91 Milliarden Dollar (76 Milliarden Euro)

Rumsfeld zeigte sich enttäuscht darüber, dass der Bewilligungsausschuss des Repräsentantenhauses am Vortag ein Programm zur Ausbildung irakischer und afghanischer Sicherheitskräfte um eine Milliarde Dollar auf 4,9 Milliarden gekürzt habe

"Wenn andere Nationen mehr Sicherheitsbürden schultern können, ist es weniger wahrscheinlich, dass US-Soldaten zu etwas abgestellt werden, das immer mehr Blut und Geld kostet", sagte Rumsfeld.

General Abizaid fügte hinzu, im Irak und in Afghanistan liege bereits die Hauptlast bei Kämpfen und Verlusten bei den einheimischen Kräften.

Unterstützung erhielt Rumsfeld von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die den Senat zur zügigen Verabschiedung des Etats aufgefordert hat.

Trotz der Besorgnis erregenden Gewalt im Irak komme der Prozess zur Bildung einer stabilen Regierung zufriedenstellendd voran, sagte Rice.

Ihre Rede im Bewilligungsausschuss des Senats wurde von einem Mann unterbrochen, der von der Zuschauertribüne rief: "Wie viele von euch haben Kinder in diesem illegalen und unmoralischen Krieg? Ihr habt Blut an den Händen, das nicht abgewaschen werden kann."

Der Mann wurde vom Sicherheitsdienst abgeführt. Dabei schrie er: "Feuert Rumsfeld."

Von den 91 Milliarden Dollar sind 72 Milliarden für die Einsätze im Irak und in Afghanistan vorgesehen. Der Rest ist für den Wiederaufbau nach dem Wirbelsturm "Katrina" im Süden der USA bestimmt.

© sueddeutsche.de/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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