Irak:Neue Schreckensmeldungen aus Abu Ghraib

Lesezeit: 2 min

Bilder und Aussagen von ehemaligen Häftlingen bieten neue schockierende Details über die Misshandlungen durch US-Soldaten in Abu Ghraib. Unterdessen haben die Besatzungstruppen hunderte Häftlinge aus dem Gefängnis entlassen.

In Erklärungen von 13 Gefangenen, die der Washington Post nach eigenen Angaben in Kopie vorliegen, berichten Häftlinge, Gefangene seien heftig verprügelt und häufig sexuell gedemütigt worden.

Sie seien zudem gezwungen worden, Nahrung aus Toiletten herauszuholen. Ferner seien sie zum Verzehr von Schweinefleisch und zum Trinken von Alkohol genötigt worden, was gläubigen Muslimen verboten ist.

Unterdessen veröffentlichten amerikanische und arabische Fernsehsender neue schockierende Fotos aus dem Gefängnis. Auf den Bildern posieren amerikanische Soldaten lachend und die Daumen hebend neben einem toten und offenbar brutal misshandelten Iraker.

Zuerst verbreitete der US-Sender ABC am Mittwoch die zwei Fotos, auf denen die bereits angeklagten Hauptmann Charles Graner und Soldatin Sabrina Harman zu sehen sind. Der arabische Fernsehsender El Arabija veröffentlichte dieselben Aufnahmen am Donnerstag.

Der Häftling starb dem ABC-Bericht zufolge unter der Dusche während eines Verhörs durch den CIA. Der gefolterte Gefangene Manadel el Dschamadi sei gesund nach Abu Ghraib gekommen und sein Tod werde neben mindestens drei weiteren vom Justizministerium untersucht, sagte ein amerikanischer Regierungsbeamter.

Die Los Angeles Times hatte am Montag berichtet, das Opfer sei mit einem Sandsack über dem Kopf ins Gefängnis gebracht worden. Nachdem der Mann während des Verhörs zusammengebrochen sei hätten die Agenten den Sack entfernt und schwere Kopfverletzungen entdeckt. Auf den Fotos liegt Dschamadi in einer mit Eis gefüllten Leichentasche, sein linkes Auge ist mit einem Pflaster abgeklebt.

Ermittlungen bis in die höchsten Ränge

Wegen des Folterskandals soll nach den Worten von US-General Ricardo Sanchez bis in die höchsten Ränge der Streitkräfte ermittelt werden. "Und das schließt mich ein", sagte der Befehlshaber der amerikanischen Truppen in Irak am Mittwoch vor einem Ausschuss des US-Senats.

US-Präsident George W. Bush sicherte eine rückhaltlose Aufklärung zu. Am Ende werde die ganze Welt wissen, wer verantwortlich sei, sagte Bush in einem am Donnerstag von der Bagdader Tageszeitung Assaman veröffentlichten Interview.

Die Besatzungstruppen im Irak haben am Freitag hunderte Gefangene aus dem Militärgefängnis Abu Ghoreib bei Bagdad freigelassen. Die Häftlingen seien in Bussen aus der Haftanstalt gefahren worden, berichteten Augenzeugen.

Ein Militärsprecher sagte, die ersten von insgesamt 472 Inhaftierten, die freikommen sollen, seien auf freiem Fuß. Das Gefängnis war Schauplatz schwerer Misshandlungen, wegen derer inzwischen ein US-Soldat verurteilt und weitere sechs Soldaten angeklagt sind.

Die freigelassenen Iraker sollten zu Armeestützpunkten unweit ihrer Heimatstädte gefahren und dort an Angehörige übergeben werden. In der schon unter Saddam Hussein berüchtigten Haftanstalt wurden zuletzt etwa 3500 Gefangene festgehalten. Die Zahl soll auf 1500 verringert werden, wobei einige freikommen, andere verlegt werden.

© Anthony Deutsch/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: