Irak nach Saddam Hussein:Türkei verhandelt über Truppen-Entsendung

Lesezeit: 1 min

Ankara will etwa 10 000 Soldaten nach Bagdad schicken, wenn die USA gegen die PKK vorgehen.

Von Christiane Schlötzer

(SZ vom 04.09.2003) - US-General James Jones, Nato-Oberbefehlshaber für Europa, hat in der Türkei um militärische Unterstützung im Irak geworben. Der Besuch von Jones wurde in Ankara als Auftakt für Verhandlungen mit Washington über eine Entsendung von mehr als 10 000 türkischen Soldaten in den Irak gewertet.

Der türkischen Regierung dürfte dabei entgegenkommen, dass Jones auch die Nato in Europa vertritt. Regierungschef Tayyip Erdogan hatte zuvor deutlich gemacht, dass es Ankara lieber wäre, wenn eine türkische Irak-Mission unter dem Dach der Nato oder der UN stattfände.

Be

völkerungsmehrheit gegen Truppen-Entsendung

Die Mehrheit der Türken ist laut Umfragen gegen eine Truppenentsendung. Das türkische Parlament hatte am 1. März den USA den Aufbau einer Kriegsfront auf türkischem Boden verweigert, was zu Verstimmungen führte. Die Regierung Erdogan versucht nun, die Beziehungen zu verbessern, und hat grundsätzlich Bereitschaft zur Truppenhilfe zugesagt.

Nach einem Gespräch mit dem türkischen Generalstabschef Hilmi Özkök sagte Jones: "Ich denke, dass jede mögliche Hilfe bei den sehr erheblichen Anstrengungen im Irak von den USA begrüßt würde." Die Türkei stellt für ihr Engagement aber Bedingungen. Sie verlangt unter anderem finanzielle Hilfe für Munition und Transport und ein eigenes Kommando für ihre Truppen.

Zudem fordert Ankara, dass die USA gegen die türkisch-kurdische Guerilla PKK im Nordirak vorgehen. Die PKK hatte vor zwei Tagen angekündigt, sie werde die von ihr 1999 verkündete Waffenruhe beenden. Etwa 5000 PKK-Kämpfer werden im Nordirak vermutet.

Die PKK hatte 15 Jahre lang im Südosten der Türkei mit Waffengewalt für eine kurdische Autonomie gekämpft. Mit Blick auf die Widerstände im eigenen Land und die angespannte Sicherheitslage im Irak versicherte Erdogan, weder Regierung noch Militär dächten daran, "unsere Armee in einen Morast zu schicken". Die Truppenentsendung muss vom Parlament gebilligt werden, das erst im Oktober wieder tagt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: