Irak:Lebensgefährliche Stimmabgabe

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15 Millionen Iraker sollen heute erstmals seit dem Sturz Saddams ein reguläres Parlament wählen - doch der Gang zur Urne ist gefährlich. Trotz starker Sicherheitsvorkehrungen ist es bereits zu vereinzelten Angriffen gekommen.

Trotz starker Sicherheitsvorkehrungen ist es bei der Parlamentswahl im Irak am Morgen zu vereinzelten Angriffen gekommen.

Unmittelbar nach Öffnung der Wahllokale um 7.00 Uhr Ortszeit (5.00 Uhr MEZ) waren in Ramadi und Bagdad Explosionen zu hören, wie der US-Nachrichtensender CNN berichtete.

In Ramadi sei eine Bombe an einer Straße detoniert. In Bagdad sei in der Nähe der von hohen Betonmauern umgebenen Grüne Zone eine Mörsergranate eingeschlagen. In diesem Stadtviertel liegen die meisten Ministerien und ausländischen Botschaften, so dass die Sicherheitsvorkehrungen besonders hoch sind.

In der nordirakischen Stadt Mossul wurde ein Sicherheitsbeamter bei der Explosion eines Sprengsatzes vor einem Krankenhaus getötet. In Falludscha konnte eine Bombe in der Nähe eines Wahllokals entschärft werden.

Bei der ersten Wahl eines regulären Parlaments seit dem Sturz von Saddam Hussein 2003 sind rund 15 Millionen Iraker aufgerufen, über die Vergabe der 275 Mandate zu entscheiden.

Als einer der ersten Wähler gab der irakische Präsident Dschalal Talabani seine Stimme ab. Der Kurde wählte in der nordirakischen Stadt Sulaimanija.

In Ramadi westlich von Bagdad öffneten zunächst noch nicht alle Stimmlokale, wie Abdul-Hussein Hendawi von der zentralen Wahlkommission mitteilte. Zur Begründung nannte er Sicherheitsbedenken. Ramadi gilt als Hochburg der sunnitischen Aufständischen.

Im Unterschied zur Wahl des derzeit noch amtierenden provisorischen Parlaments am 30. Januar, die von den Sunniten weitgehend boykottiert worden war, wird dieses Mal eine starke Beteiligung dieser Volksgruppe erwartet.

Sunnitische Geistliche rufen zur Wahl auf

Mehr als 1000 sunnitische Geistliche hatten zur Beteiligung an der Wahl aufgerufen, um den Sunniten eine stärkere Beteiligung an der Macht zu sichern. Die unter Saddam Hussein privilegierte Minderheit der Sunniten sieht sich im neuen Irak von den Schiiten majorisiert, die zusammen mit den Kurden die Regierung dominieren.

Zu Gute kommt den Sunniten, dass ihnen das neue Wahlrecht eine größere Vertretung im neuen Parlament als bisher sichert. Im Unterschied zur Wahl im Januar bildet jede der 18 Provinzen einen eigenen Wahlbezirk.

Dort bemühen sich die Bewerber um 230 Parlamentsmandate, weitere 45 Sitze werden über Parteilisten verteilt.

Das neue Parlament soll vier Jahre amtieren und eine neue Regierung sowie einen neuen Staatspräsidenten bestimmen. Um die Mandate bewarben sich gut 7700 Kandidaten.

Das neue Wahlrecht garantiert der sunnitischen Minderheit eine größere Vertretung im neuen Parlament als bisher. Und ein Viertel der Mandate muss von Frauen besetzt werden.

Die Wahl ist nicht nur für die Iraker, sondern auch für die USA von besonderer Bedeutung. Die Regierung in Washington hofft auf eine Stabilisierung der Lage, um die Truppen allmählich abziehen zu können. Präsident George W. Bush zeigte sich zuversichtlich.

Trotz der anhaltenden Gewalt hätten die Iraker jedes der gesetzten Ziele beim Aufbau einer Demokratie erreicht, erklärte Bush. Dazu gehörten die Wahl des Übergangsparlaments im Januar und die Verabschiedung der Verfassung im Oktober.

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