Irak:Keine Gewissheit über angeblich getötete US-Geisel

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Berichte über den Mord an einem entführten Amerikaner wurden vom Weißen Haus bislang nicht bestätigt. Von der Deutschen Susanne Osthoff fehlt unterdessen noch immer jede Spur.

Der arabische Fernsehsender al-Arabija hatte gemeldet, dass auf einer Islamistenseite im Internet eine Botschaft über die Tötung des Amerikaners veröffentlicht worden sei. Dabei soll es sich um den 40 Jahre alten Amerikaner Ronald Schulz handeln, der im Irak als Sicherheitsberater arbeitete.

In einem Video drohte die Gruppe "Islamische Armee im Irak" mit der Ermordung eines US-Bürgers. (Foto: Foto: AFP)

In einem Video, das der arabische Nachrichtensender al-Dschasira am 6. Dezember ausstrahlte, hatte eine Gruppe mit dem Namen "Islamische Armee im Irak" mit der Ermordung des Amerikaners gedroht, falls die US-Armee nicht binnen 72 Stunden alle irakischen Gefangenen freilassen sollte.

Wann und wo Ronald Schulz verschleppt wurde, war zunächst unklar. Eine unabhängige Bestätigung für den Mord gibt es bislang nicht. Zugleich hatte die Gruppe von den USA verlangt, die Einwohner der Provinz Anbar für Zerstörungen durch Militäroperationen zu entschädigen. In dem Video war ein blonder Mann mittleren Alters mit auf dem Rücken gefesselten Händen zu sehen.

Vorgehen der US-Regierung unklar

Die US-Regierung könne keine Informationen darüber geben, was die USA getan hätten, um eine Freilassung der Geisel zu erreichen. Das sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, am Donnerstag in Washington.

UN-Generalsekretär Kofi Annan rief die Kidnapper im Irak auf,alle Entführten umgehend frei zu lassen. In einer am Donnerstag in New York veröffentlichten Erklärung betonte Annans Sprecher, der UN- Generalsekretär sei "äußerst besorgt" über das Schicksal aller im Irak Verschleppten.

Die Mutter der heute vor zwei Wochen verschleppten Susanne Osthoff (43) appellierte erneut an die Entführer. "Meine Tochter und ihr Fahrer sind unten, um zu helfen", sagte Ingrid Hala dem Nachrichtensender n-tv. Sie bat darum, "allen zu helfen", damit die Entführten bald freikämen.

Osthoff war am 25. November im Nordirak zusammen mit ihrem Fahrer von Unbekannten verschleppt worden. Die Entführer fordern von der Bundesregierung, die Zusammenarbeit mit dem Irak einzustellen. Die Bemühungen zur Lösung des Falls würden unvermindert und intensiv fortgesetzt, hieß es im Auswärtigen Amt. Der Krisenstab arbeite rund um die Uhr.

Chirac bietet Merkel Unterstützung an

Frankreichs Präsident Jacques Chirac bot Bundeskanzlerin Angela Merkel Hilfe in dem Fall an. Solidarisch stehe Frankreich an der Seite Deutschlands, wenn es darum gehe, eine Lösung zu erreichen, sagte Chirac am Donnerstagabend bei einem Spitzentreffen mit der Kanzlerin in Berlin.

Der britische Außenminister Jack Straw forderte die Entführer der vier im Irak verschleppten Mitglieder einer christlichen Hilfsorganisation auf, sich mit der Regierung in London in Verbindung zu setzen. "Wenn Sie in Kontakt mit uns treten wollen, sind wir gespannt, was Sie zu sagen haben", sagte Straw am Donnerstag im Rundfunksender BBC. Den 74-jährigen Briten Norman Kember und seine Mitgefangenen bezeichnete Straw als "Kämpfer für den Frieden" und forderte die Entführer auf, die Männer unverzüglich freizulassen.

Großbritannien lehnt Forderungen ab

Straw hatte zuvor klargestellt, dass seine Regierung nicht gewillt sei, auf die Forderung der Entführer einzugehen und die unverzügliche Freilassung der Entführten gefordert.

Die Entführer hatten ihr Ultimatum zur Ermordung der Geiseln in der Nacht zum Donnerstag verlängert. Wie der Sender al-Dschasira berichtete, gaben sie den Regierungen in London, Washington und Ottawa bis Samstag Zeit, ihre Forderungen zu erfüllen.

Ursprünglich hatten sie gedroht, die vier Geiseln am Donnerstag zu töten, sollten die ausländischen Soldaten nicht aus dem Irak abgezogen und alle irakischen Gefangenen freigelassen werden.

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