Irak:Grausige Funde, drei Tote GIs, Annan in Bagdad

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Der Generalsekretär der Vereinten Nationen ist erstmals seit der Besetzung des Irak nach Bagdad gereist. Kofi Annans Visite wurde von inzwischen beinahe alltäglichen Meldungen von Gewalt und Schrecken überschattet.

Im so genannten Todesdreieck südlich von Bagdad hat die Polizei am Wochenende die Leichen von 37 ermordeten Zivilisten entdeckt. Wie die Polizei berichtete, seien die Getöteten an zwei Orten in der Nähe von Al-Kut von Terroristen gefesselt und erschossen worden.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat unterdessen erstmals seit dem Sturz des Saddam-Regimes vor zweieinhalb Jahren den Irak besucht. Annan sagte bei seiner aus Sicherheitsgründen zuvor nicht angekündigten Visite in Bagdad, er begrüße die Initiative der Arabischen Liga für eine Irak-Versöhnungskonferenz. Am Sitz der Liga in Kairo hieß es, ein hochrangig besetztes Treffen, bei dem die Tagesordnung und die Teilnehmer der Konferenz festgelegt werden sollen, sei für kommenden Samstag geplant.

Annans Treffen mit Regierungschef Ibrahim al-Dschafari wurde von einer neuen Welle der Gewalt überschattet. Bei einem Autobombenanschlag auf einem belebten Markt starben am Samstag zehn Iraker.

In der nordirakischen Stadt Tikrit sorgte unterdessen das Gerücht für Aufregung, der Saddam-Stellvertreter Isset Ibrahim al-Duri sei gestorben. Die USA hatten für die Ergreifung des seit dem Irakkrieg flüchtigen früheren Vizepräsidenten eine Belohnung von zehn Millionen Dollar (8,5 Mill. Euro) ausgesetzt. Der 63-Jährige litt seit Jahren an Leukämie. Die irakische Regierung hatte in den letzten Monaten vermutet, dass er die Aufständischen bei der Planung und Finanzierung ihrer Anschläge unterstützt hat.

Präsident Talabani warnt vor raschem Truppenabzug

Der irakische Präsident Dschalal Talabani warnte unterdessen vor einem raschen Abzug der multinationalen Truppen. Das wäre eine "Katastrophe" und würde zu einem Bürgerkrieg im Irak führen, der den gesamten Nahen Osten destabilisieren könnte, sagte er dem britischen Fernsehsender ITV. Der kurdische Politiker meinte, eine schrittweise Übergabe der Verantwortung an einheimische Truppen könne aber bald beginnen. So könnten irakische Truppen Ende 2006 die Positionen der britischen Armee in den südlichen Provinzen um Basra übernehmen, schlug er vor.

Die US-Armee berichtete am Sonntag, drei ihrer Soldaten seien im Irak ums Leben gekommen. Ein Amerikaner starb bei einem Verkehrsunfall. Zwei Marineinfanteristen kamen im Westirak durch einen Sprengsatz ums Leben, der neben ihrem Fahrzeug explodierte. In Kirkuk wurden bei einem Angriff auf eine US-Patrouille am Sonntag nach Polizeiangaben sechs Amerikaner verletzt.

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