Irak:Gefährlicher Freundschaftsdienst

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Großbritannien schickt 850 Soldaten in den umkämpften Zentralirak rund um Bagdad. Sie sollen dort den amerikanischen Truppen helfen, den Aufstand unter Kontrolle zu bringen. Einigen Abgeordneten aus Tony Blairs Labour-Partei geht diese Solidarität entschieden zu weit.

Die Regierung habe beschlossen, dem Hilfsgesuch der US-Regierung zu entsprechen, sagte Verteidigungsminister Geoff Hoon im Unterhaus in London. Die Soldaten würden auf Wunsch der USA verlegt, und der Einsatz sei militärisch, nicht politisch begründet.

Premierminister Tony Blair hatte sich am Mittwoch vor dem Unterhaus gegen den Vorwurf gewehrt, die Verlegung britischer Truppen sei ein Wahlkampfgeschenk an US-Präsident George W. Bush.

Hoon sagte, der Einsatz der britischen Soldaten, die aus dem relativ ruhigen Süden Iraks in den zentralirakischen US-Sektor verlegt werden sollen, sei jedoch zeitlich und räumlich begrenzt. Der Einsatz werde "eher Wochen als Monate" dauern.

Die Truppenverlegung ist in der regierenden Labour-Partei umstritten. 45 Parlamentarier, nahezu alle Mitglieder von Labour, hatten bereits eine Abstimmung über die Verlegung verlangt.

Einsatz mit politischer Symbolik

Die Labour-Abgeordnete Marsha Sing fragte den Premier: "Ist die Grube, die Sie im Irak geschaufelt haben, nicht schon tief genug? Wäre es nicht an der Zeit, jetzt endlich auf die Stimme der Bevölkerung zu hören und Nein zu Bush zu sagen?"

Der Eindruck, dass es bei dem Einsatz zumindest auch um politische Symbolik geht, lässt sich kaum von der Hnad weisen. Der britische Außenminister Jack Straw sagte, eine Ablehnung des amerikanischen Wunsches würde behaupten, dass "Großbritannien einen Verbündeten fallenlässt". Auch ist unklar, was 850 britische Soldaten angesichts der Präsenz mehrerer Zehntausend GIs ausrichten sollen. Nach offiziellen Angaben sollen sie Entlastung für jene US-Truppen bringen, die in und um Falludscha kämpfen.

Britische Kommentatoren kritisieren, die USA führten derzeit "wahllos und unverhältnismäßige" Angriffe aus der Luft auf die dicht besiedelten Gebiete im Znetralirak aus und nähmen die Gefährdung von Zivilisten in Kauf. Daran sollten sich die britischen Truppen, die eine "andere militärische Kultur und ander Regeln" hätten nicht beteiligen.

© sueddeutsche.de/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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