Irak:Enthauptung eines Amerikaners schockiert die USA

Lesezeit: 2 min

Militante Islamisten haben im Irak einem amerikanischen Geschäftsmann mit einem Säbel den Kopf abgeschlagen und Videoaufnahmen von der Hinrichtung im Internet veröffentlicht. Damit wollten sie nach eigenen Angaben Rache für die Misshandlung irakischer Gefangener durch US-Soldaten üben.

Die Nachricht von der Enthauptung löste in den USA Entsetzen aus. Die Bluttat und ihre Zurschaustellung im Internet habe den Senat in einen Schock versetzt, sagte Senator John Warner in Washington. Damit bestätige sich die Sorge, dass die Misshandlung von Häftlingen in amerikanischer Haft zu Racheakten führen könnte.

Die Internetseite, auf der die Bilder von der Enthauptung zu sehen sind, identifiziert den Täter als Abu Musab al-Sarkawi, ein jordanischstämmiger Terrorist, der als Anführer der Gruppe Ansar al-Islam gilt.

Diese soll zahlreiche Terrorakte im Irak verübt haben und verfügt über gute Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida von Osama bin Laden. Die USA haben 10 Millionen Dollar auf die Ergreifung al-Sarkawis ausgesetzt. Die Internetseite wird von einer Gruppe namens Muntada al-Ansar betrieben und veröffentlicht regelmäßig Botschaften militanter Islamisten.

US-Fernsehen zeigt Ausschnitte des Videos

Der US-Fernsehsender CNN zeigte Bilder, auf denen ein dünner, bärtiger Mann in einem orangefarbenen Overall zu sehen ist, wie ihn Gefangen im Irak und im US-Gefangenenlager Guantanamo tragen müssen. Hinter ihm stehen fünf dunkel vermummte und bewaffnete Männer. Der Amerikaner gibt seinen Namen mit Nicholas Berg an.

Nachdem die militanten Islamisten ein Statement verlesen hätten, ist nach Angaben der New York Times zu sehen, wie die Männer Berg zu Boden stoßen. Unter dem Ruf "Gott ist groß!" enthauptet einer der Maskierten das Opfer mit einem Säbel. Anschließend wird der abgetrennte Kopf in die Kamera gehalten.

Die Leiche des Mannes wurde bereits am Samstag an einer Straßenkreuzung in Bagdad ohne Kopf aufgefunden. Die Familie war bereits davon unterrichtet, als am Dienstag Bilder von der Enthauptung auf einer Web-Site islamischer Extremisten gezeigt wurden.

Die Extremisten bezeichneten die Enthauptung als Vergeltung für die Misshandlung gefangener Iraker. Nach anderen Angaben hatten die Täter die Freilassung von Häftlingen aus dem Abu-Ghraib-Gefängnis im Austausch für Berg verlangt.

Die US-Regierung kündigte die unnachgiebige Verfolgung der Täter an. "Mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei der Familie" des Opfers, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan.

Familie gibt Bush-Regierung Mitschuld an Tod

Die Familie Bergs warf den US-Streitkräften und der Regierung von Präsident George W. Bush jedoch vor, eine Mitschuld am Tod des 26-jährigen Nick Berg zu tragen. Dessen Vater Michael Berg sagte am Dienstag, sein Sohn hätte längst wieder in den USA sein können, wenn er nicht an einer Kontrollstelle in Mossul von irakischen Polizisten festgenommen und dann 13 Tage in US-Gewahrsam gewesen wäre.

Erst nach einer Klage der Familie vor einem Gericht in Pennsylvania wurde Berg am 6. April freigelassen. Zuletzt hörte die Familie am 9. April von ihrem Sohn, der als Geschäftsmann in Irak war und dort Antennenanlagen reparierte. Nick Berg sagte damals, er werde über Jordanien in die USA zurückkehren.

Diese Bilder zeigten die wahre Natur der Feinde der Freiheit, sagte Regierungssprecher McClellan. "Sie haben keinen Respekt vor dem Leben unschuldiger Männer, Frauen und Kinder", erklärte er in Little Rock am Rande eines Wahlkampfauftritts von Bush.

© sueddeutsche.de/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: