Irak:Die Botschaft des Blutbads

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Beim schwersten Anschlag seit der Machtübergabe an die Übergangsregierung hat ein Selbstmordattentäter 68 Menschen getötet. Er sprengte sich an einer Polizeiwache in Bakuba in die Luft, vor der Hunderte anstanden, um sich rekrutieren zu lassen.

Der Attentäter zündete eine Autobombe vor der Polizeiwache im Zentrum der Stadt. Die Iraker benutzen die Wache auch als Rekrutierungszentrum. Vor dem Gebäude hatten sich ungefähr 250 Menschen angestellt, um sich für eine Stelle bei der Polizei zu bewerben. Zugleich fuhr ein voll besetzter Bus an der Polizeistation vorüber. Viele der Insassen starben.

Augenzeugen berichteten von zahlreichen blutüberströmten Verletzten, Trümmer des explodierten Fahrzeugs seien weit verstreut herumgelegen, ein tiefer Krater markiere die Explosionsstelle. Viele Krankenwagen fuhren zum Anschlagsort.

US-Militärsprecher Marshall Jackson sprach von ausschließlich zivilen Opfern. "Es gibt in dem Gebiet eine Polizeistation, Verwaltungsgebäude, kleine Läden, Obststände", sagte er. Der Selbstmordattentäter habe seine Sprengladung "mitten im Herzen Bakubas" gezündet. Sie sei in einem weißen Lastwagen versteckt gewesen.

Das irakische Gesundheitsministerium gab die Zahl der Toten mittlerweile mit mindestens 68 an, 56 Menschen seien verletzt. Allerdings schweben einige von ihnen noch in Lebensgefahr, da herumfliegende Teile der Bombe sie schwer verwundeten.

Bakuba liegt etwa 55 Kilometer nordöstlich von Bagdad. Es hatte dort schon häufiger Angriffen auf die Koalitionstruppen oder die irakischen Sicherheitskräfte gegeben. Vor eineinhalb Wochen hatte ein Selbstmordattentäter einen Tankwagen vor einer Polizeistation in die Luft gesprengt und neun Menschen in den Tod gerissen. Es gab 60 Verletzte.

Der irakische Polizeichef der Provinz machte Anhänger des gesuchten jordanischen Terroristenführeres Abu Mussab al-Zarkawi für den Anschlag verantwortlich. Seine Gruppe wolle die Rekruten der irakischen Sicherheitsbehörden "terrorisieren", sagte er.

Der Kampf gilt der Übergangsregierung

Nachdem die Amerikaner die Souveränität an die irakische Übergangsregierung übergeben haben, sind deren Sicherheitskräfte für die Sicherheit im Land verantwortlich. Die Terroristen wählen deshalb zunehmend die irakische Polizei und paramilitärische Einheiten als Ziel. Sie sehen die Übergangsregierung als Marionetten der Amerikaner an und wollen das Land weiter destabilisieren.

Die amerikanischen Truppen haben sich inzwischen weitgehend aus den Straßen in wenige große Stützpunkte zurückgezogen, um den Aufständischen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Dennoch starb bei einem weiteren Bombenanschlag erneut ein US-Soldat, drei Soldaten erlitten Verletzungen.

Neben ihrem Panzerfahrzeug war ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz explodiert. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben des US-Militärs am Dienstagabend während einer Patrouillenfahrt in der Ortschaft Balad-Rus 60 Kilometer nördlich von Bagdad. Mit dem Todesopfer dieses Anschlags stieg die Zahl der US-Soldaten, die im Irak ihr Leben ließen, auf 905.

Bei einem gemeinsamen Einsatz von Soldaten der US-geführten multinationalen Truppe und irakischen Nationalgardisten in Sureia südlich von Bagdad wurden etwa 35 Aufständische getötet und mehr als 40 festgenommen, wie die US-Armee mitteilte.

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