Irak:Deutsche Archäologin verschleppt

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Unbekannte haben die aus Bayern stammende Susanne Osthoff entführt und in einem Video vorgeführt. Darin fordern die Kidnapper die Bundesregierung ultimativ auf, die Kooperation mit der Bagdader Regierung einzustellen - andernfalls wollen sie ihre Geisel töten.

Nach Angaben der ARD wurde Osthoff am vergangenen Freitag zusammen mit ihrem Fahrer im Irak von Unbekannten verschleppt. Ein entsprechendes Video der Entführer sei dem ARD-Büro in Bagdad übergeben worden. Darin forderten die Geiselnehmer die Bundesregierung auf, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung einzustellen. Ansonsten würde die Geisel getötet. Laut ARD gibt es für die Erfüllung der Forderungen eine "zeitliche Einschränkung".

Das Auswärtige Amt bestätigte, dass die Archäologin seit Freitag vermisst werde. Nach Angaben eines Sprechers wurde ein Krisenstab eingerichtet. Oberstes Ziel sei es, die Vermissten so schnell wie möglich lebend und körperlich unversehrt in Sicherheit zu bringen.

Susanne Osthoff stammt nach Informationen von sueddeutsche.de aus Glonn in Oberbayern und hat auf zahlreichen Reisen die arabische Welt kennen und schätzen gelernt. Sie besitzt einen Studienabschluss in vorderasiatischer Archäologie, Semitistik und Osteoarchäologie. (siehe angefügten Link)

Vier weitere Ausländer verschleppt

Welche Gruppe Osthoff entführt hat, ist bislang unklar. Sollte es sich tatsächlich um eine politisch motivierte Tat handeln, würde erstmals auch Deutschland in das Visier irakischer Terroristen geraten.

Deutschland ist nicht am Irak-Krieg beteiligt gewesen und hat auch keine engeren politischen Kontakte zur Regierung in Bagdad. Es werden lediglich irakische Polizisten von deutschen Experten außerhalb des Landes ausgebildet. Ansonsten beschränken sich die Beziehungen beider Länder auf wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Im Irak wurden etwa 200 Ausländer entführt, bisher aber keine Deutschen.

In der am Montagabend der ARD übergebenen Videoaufzeichnung, von der die "Tagesschau" ein Standbild zeigte, ist eine Frau, vermutlich Osthoff, zu sehen, die neben einem ebenfalls am Boden hockenden Mann kniet.

Rechts von den Geiseln stehen zwei vermummte und mit automatischen Gewehren bewaffnete Männer; links ein ebenfalls vermummter Mann mit einer Panzerfaust. Den Geiseln sind die Augen verbunden. Die Frau trägt einen wahrscheinlich deutschen Ausweis an einer Kette um den Hals.

"Wir tun alles, um die körperliche Unversehrtheit der Frau sicherzustellen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) am frühen Dienstagmorgen in Berlin. Seit dem Wochenende arbeite ein Krisenstab in Berlin unter der Leitung des krisenerfahrenen Staatssekretärs Klaus Scharioth. "Wir arbeiten mit allen relevanten Stellen im Irak zusammen, um das Schicksal (der Frau) zu klären.". Oberste Priorität habe das Leben der Betroffenen.

Am Wochenende waren im Irak vier weitere westliche Ausländer von Unbekannten verschleppt worden. Dabei handelte es sich um zwei kanadische, einen amerikanischen und einen britischen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, wie ihre Regierungen bestätigten. Die vier Helfer hatten sich am Samstag in einer als gefährlich geltenden Gegend von Bagdad aufgehalten.

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