Irak:Der Widerstand geht weiter

Lesezeit: 2 min

US-Präsident George W. Bush will sich von den Aufständischen im Irak nicht von der "historischen Mission" abbringen lassen - während die Zahl der Toten und Entführten in den Unruhegebieten steigt. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi verlangt die Freilassung aller Geiseln im Irak.

Ein US-Kampfflugzeug vom Typ AC 130 bombardierte nach US-Armeeangaben am frühen Mittwochmorgen in Falludscha zwei Gebäude in einem Gewerbegebiet, aus denen heraus US-Truppen angegriffen worden waren. Westlich von Bagdad wurden vier verstümmelte Leichen gefunden, bei denen es sich vermutlich um vier vermisste Mitarbeiter des US-Unternehmens Kellog Brown an Root (KBR) handelt. Nach Angaben des US-Außenamtes reist Vize-Außenminister Richard Armitage am Sonntag zu Gesprächen über die Lage in Irak in die Golfregion.

Nach amerikanischen Fernsehberichten wurden am Dienstag in der Nähe von Bagdad vier Leichen gefunden, bei denen es sich um US-Zivilisten handeln soll. Sieben Zivilisten und zwei Soldaten waren seit einem Überfall auf einen US-Versorgungskonvoi am Freitag vermisst worden. Die Leichen seien in einem flachen Grab an der Straße zwischen Abu Ghoreib und Falludscha entdeckt worden. Sie seien so stark verstümmelt worden, dass sie nicht sogleich identifiziert werden konnten.

Druck auf USA wächst nach den Geiselnahmen

Weiterhin unter Druck stehen die USA und verbündete Länder durch die anhaltende Welle von Entführungen im Irak. Derzeit haben die Rebellen nach Angaben der US-Zivilverwaltung etwa 40 Geiseln aus zwölf Ländern in ihrer Gewalt. Die Aufständischen ließen am Dienstag mehrere russische und ukrainische Geiseln frei. Gleichzeitig wurden aber vermutlich vier Italiener entführt. Die tschechische Regierung geht davon aus, dass drei im Irak verschwundene tschechische Journalisten ebenfalls von Aufständischen gekidnappt wurden.

Der Sprecher der US-Zivilverwaltung, Dan Senor, bekräftigte, mit den Geiselnehmern werde nicht verhandelt werden. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte in einer Regierungserklärung: "Unsere Friedensmission im Irak steht nicht zur Debatte." Der tschechische Sicherheitsrat versetzte eine militärische Sondereinheit zur Geiselbefreiung in Alarmbereitschaft. Die Regierung in Tokio rief Japaner erneut zum Verlassen des Landes auf. Einen Abzug seiner Truppen aus dem Irak, wie von den Kidnappern dreier Japaner gefordert, lehnt Tokio jedoch weiterhin kategorisch ab.

In der vom US-Militär belagerten Stadt Falludscha vermuten die USA den mutmaßlichen Top-Terroristen Abu Mussab el Sarkawi. "Wir glauben, dass Falludscha im Augenblick eine Hochburg ausländischer Kämpfer im Irak ist, was Sarkawi einschließt", sagte Senor in Bagdad. Die Kämpfe zwischen Aufständischen und US-Truppen in Falludscha waren am Dienstagnachmittag erneut aufgeflammt. Augenzeugen berichteten, US-Panzer seien in zwei Viertel im Osten der Stadt eingedrungen.

Prodi Verurteilt Entführungen

EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hat die Entführung von Ausländern durch die Aufständischen in Irak verurteilt. "Wir müssen alles tun, um dieses unzivilisierte Vorgehen zu stoppen", sagte Prodi am Mittwoch bei einem Besuch in der chinesischen Hauptstadt Peking. Die Geiseln müssten "unbedingt" freigelassen würden.

Das russische Katastrophenschutzministerium kündigte für Donnerstag und Freitag die Evakuierung von 816 Russen und Bürgern ehemaliger Sowjetrepubliken aus Irak an. Drei Flüge seien für Donnerstag vorgesehen, vier für Freitag, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Betroffenen verließen das Land freiwillig. Nach der vorübergehenden Geiselnahme von acht Beschäftigten eines russischen Energieunternehmens hatte die Regierung in Moskau am Dienstag allen Russen die Ausreise aus Irak empfohlen.

© AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: