Irak:Autobombe tötet mindestens 75 Menschen

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Bei dem Anschlag während des Freitagsgebets vor der Imam-Ali-Moschee in der zentralirakischen Stadt Nadschaf wurden Dutzende verletzt. Unter den Todesopfern ist auch der Chef des Obersten Rats der Islamischen Revolution (SCIRI), Mohammed Bakr el Hakim.

Der Sprengsatz war vor dem Südeingang der Moschee mit Alis Grab deponiert und detonierte, als das traditionelle Freitagsgebet endete und zahlreiche Menschen das Gebäude verließen.

Verwaltungsratsmitglied Achmed Tschalabi beschuldigte Anhänger des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein. Den US-Truppen warf er vor, nicht ausreichend für die Sicherheit der Region gesorgt zu haben.

Die Moschee in Nadschaf, rund 150 Kilometer südlich von Bagdad, ist eine der heiligsten Stätten der Schiiten. Am Anschlagsort herrschte Chaos.

Der Ayatollah Mohammed Bakr el Hakim sei zusammen mit seinen Leibächtern getötet worden und teile deren "Märtyrer-Schicksal", sagte ein politischer Berater von Abdel Asis Hakim, dem SCIRI-Mitglied im irakischen Regierungsrat, in Teheran.

Für die Einführung der Scharia

Der Schiitenführer war erst im Mai nach 23 Jahren im iranischen Exil nach Irak zurückgekehrt. Der Ayatollah trat unter anderem für die Einführung der Scharia, des islamischen Rechts, in Irak ein.

SCIRI ist eine der wichtigsten und einflussreichsten Schiitengruppen im Irak. Andere schiitische Gruppen werfen dem Rat wegen seiner Mitarbeit in der provisorischen irakischen Übergangsregierung vor, mit der US-Besatzungsmacht zusammenzuarbeiten.

In Nadschaf hat es seit dem Sturz von Ex-Präsident Saddam Hussein immer wieder Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der wichtigsten schiitischen Führer gegeben. Der Oberste Rat hat einen Vertreter in den 25 Mitglieder umfassenden Provisorischen Regierungsrat im Irak entsandt.

Für die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Besatzungsmacht ist SCIRI von anderen schiitischen Gruppen wiederholt kritisiert worden.

Während der Herrschaft von Saddam Hussein hatte SCIRI sein Hauptquartier Jahrzehnte lang in Teheran.

Erst am vergangenen Sonntag waren bei einem Bombenanschlag gegen die Schiitengruppe in Nadschaf drei Menschen getötet und zehn verletzt worden. Saijid Mohammed Said Hakim, ein Onkel des SCIRI-Vorsitzenden, war dabei leicht verletzt worden. Die Todesopfer waren seine Leibwächter. Auch dieser Anschlag hatte sich in der Nähe der Imam-Ali-Moschee ereignet.

Am 10. April war der moderate Schiitenführer Abdel Madschid el Choei nach Angaben seiner Anhänger in der Moschee ermordet worden. Ein Sprecher der in London ansässigen El-Choei-Stiftung hatte damals erklärt, der Geistliche sei von mehreren Männern mit Messern angegriffen und getötet worden. El Choei war erst zwei Wochen zuvor aus zwölfjährigem Londoner Exil in seine Heimat zurückgekehrt. Rund zwei Drittel der Iraker sind Schiiten.

(sueddeutsche.de/dpa/AP/AFP)

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