Irak:89 Tote bei Anschlagsserie und Rebellenangriffen

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Bei einer Serie nahezu gleichzeitiger Anschläge in mehreren irakischen Städten sind wenige Tage vor der geplanten Machtübergabe 89 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 300 verletzt. Zu den Angriffen bekannte sich im Internet die Organisation des islamischen Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi.

Den Bombenanschlägen fielen allein in der nordirakischen Stadt Mossul etwa 44 Menschen zum Opfer. Dort explodierten innerhalb einer Stunde vier Autobomben vor der Polizeiakademie, zwei Polizeiwachen und einem Krankenhaus. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Vorübergehend besetzten die Aufständischen eine Polizeiwache, die amerikanischen Truppen zurückeroberten. Zu den heftigsten Gefechten kam es in Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad.

Ein US-Flugzeug warf drei Bomben auf eine mutmaßliche Stellung der Aufständischen in der Nähe des Fußballstadions ab, wie ein Militärsprecher sagte. Schwere bewaffnete Rebellen durchstreiften die Stadt und besetzten zwei Polizeiwachen. Bei den Kämpfen kamen zwei US-Soldaten ums Leben. Im größten Krankenhaus der Stadt trafen ständig weitere Verletzte ein. Die Gänge des Gebäudes waren mit Blutlachen bedeckt, die Ärzte kamen mit der Versorgung der Verwundeten nicht nach.

Weitere Anschläge angekündigt

In einer im Internet veröffentlichten Erklärung übernahm der mutmaßliche Terroristenführer Abu Mussab el Sarkawi die Verantwortung für die Angriffe in Bakuba. In dem Bekennerschreiben, dessen Echtheit zunächst nicht bestätigt werden konnte, wurden weitere Anschläge angekündigt. Der Verfasser forderte die Iraker auf, "den Anweisungen der Widerstandskämpfer Folge zu leisten".

Auch in Bagdad, Ramadi und Mahaweel griffen die Aufständischen Polizeistationen an. An einem Kontrollpunkt im Bagdader Bezirk Dora brachte ein als Polizist verkleideter Attentäter eine Autobombe zur Explosion und tötete dabei vier irakische Sicherheitskräfte.

In Ramadi, 60 Kilometer westlich von Bagdad, schossen maskierte Rebellen mit Panzerabwehrraketen auf zwei Polizeistationen. Auch ein Regierungsgebäude wurde angegriffen. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben.

Polizei arbeitet mit Extremisten zusammen

Explosionen und Gefechtslärm erschütterten auch Falludscha, das als Hochburg des sunnitischen Widerstands gilt. Augenzeugen berichteten, bewaffnete Aufständische liefen durch die Straßen, die irakische Polizei scheine mit den Extremisten zusammenzuarbeiten. US-Truppen hätten Falludscha von ihren Positionen außerhalb der Stadt aus unter Beschuss genommen, hieß es weiter. Kampfhubschrauber seien im Einsatz.

Der irakische Ministerpräsident Ijad Allawi bezeichnete die Anschläge als Versuch, "den demokratischen Prozess zunichte zu machen". Die Situation sei aber unter Kontrolle, erklärte der designierte Chef der Übergangsregierung. Am Donnerstag wurden die letzten elf Ministerien offiziell in irakische Hände übergeben, darunter das Verteidigungsministerium.

Unterdessen kündigte die US-Regierug an, dass in Irak stationierte US-Soldaten bei Vergehen auch in Zukunft nicht in dem Land belangt werden. Die Übergangsregierung habe ihnen Immunität zugesichert. "Der Präsident will sicher gehen, dass unsere Soldaten geschützt sind", sagte Regierungssprecher Scott McClellan.

© Hamza Hendawi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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