Internationale Reaktionen:"Neuer historischer Zeitabschnitt"

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Barack Obamas Sieg gegen John McCain begeistert die Welt: Vom Vatikan bis Südkorea wird der Wahlausgang begrüßt. Von einem "großen Tag" ist die Rede - und von der "Erneuerung der Politik".

International ist die Wahl Barack Obamas zum 44. US-Präsidenten auf große Zustimmung gestoßen. Viele internationale Politiker schickten dem neuen Staatsoberhaupt ihre Glückwünsche. Chinas Präsident Hu Jintao gratulierte dem designierten US-Präsidenten Barack Obama zu seinem Wahlsieg und stellte einen erweiterten Dialog zwischen beiden Ländern in Aussicht. "Die chinesische Regierung und ich schreiben den US-chinesischen Beziehungen beständig große Bedeutung zu", schrieb Hu in einem Telegramm an Obama laut einer Mitteilung des chinesischen Außenministeriums. Er betonte, dass eine langfristige, stabile und gesunde Beziehung im Interesse beider Nationen liege. Die Wahl Obamas sei ein "neuer historischer Zeitabschnitt". Der Staatspräsident erwarte sich mit Obama eine Zusammenarbeit, die den Dialog und Austausch zwischen beiden Nationen fördere und die Beziehungen "auf eine neue Ebene" stelle.

Führen die USA in einen "neuen historischen Zeitabschnitt": der künftige US-Präsident Obama und sein Vize Joe Biden. (Foto: Foto: AP)

Russland erwartet mit dem Wahlsieg des Demokraten Barack Obama bei der US-Präsidentenwahl eine "Auffrischung" der zuletzt arg strapazierten Beziehungen beider Länder. Obamas Erfolg dürfte "die Grundlage für eine positive Atmosphäre der Zusammenarbeit" schaffen, sagte der Vize-Außenminister Grigori Karassin in Moskau. Obama gebe Anlass zur Hoffnung, dass die USA in den Beziehungen zu Russland "das alte Denken in Vorurteilen" beendeten.

Auch der russische Präsident Dmitrij Medwedjew hofft auf eine Verbesserung der Beziehungen zu den USA durch Obama. In seiner Rede zur Lage der Nation gratulierte er dem neugewählten US-Präsidenten allerdings nicht zu seinem Erfolg. Er sprach aber die Hoffnung aus, dass Obamas Regierung "sich für vollwertige Beziehungen mit Russland entscheidet".

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sieht in der Wahl von Barack Obama zum künftigen US-Präsidenten die Chance für einen Neuanfang in den transatlantischen Beziehungen. "Es ist jetzt Zeit für eine Erneuerung der Bindungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten", erklärte Barroso am Mittwochmorgen in einer Pressemitteilung. "Wir brauchen eine neue Übereinkunft für eine neue Welt. Ich hoffe, dass die USA unter der Führung Präsident Obamas gemeinsam mit Europa einen solchen 'New Deal' vorantreiben werden."

Der britische Premierminister Gordon Brown bot dem gewählten neuen US-Präsidenten Barack Obama eine "sehr enge" Zusammenarbeit an. Der Demokrat habe einen "inspirierenden Wahlkampf geführt und die Politik mit seinen fortschrittlichen Werten und seiner Vision für die Zukunft angeregt", sagte Brown in London. Er freue sich sehr darauf, mit Obama sehr eng zusammenzuarbeiten. "Die Beziehung zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich ist entscheidend für unsere Prosperität und Sicherheit", so Brown weiter. "Ich kenne Barack Obama und wir teilen viele Werte. Wir beide sind entschlossen zu zeigen, dass die Regierung den Menschen durch diese schweren wirtschaftlichen Zeiten helfen kann."

Lesen Sie auf Seite zwei, wie die Nordeuropäer die Obama-Wahl bewerten.

Die Wahlnacht in den USA
:Demokraten im Glück

Frenetischer Jubel und Momente des Glücks: Als Obama auf die Siegerstraße einbiegt, gibt es für seine Anhänger in der ganzen Welt kein Halten mehr. Ausgelassen feiern sie den Sieg des ersten schwarzen Präsidenten der USA.

Der belgische Ministerpräsident Yves Leterme: "Ich beglückwünsche Sie von ganzem Herzen zu Ihrem Wahlsieg", heißt es in dem in Brüssel veröffentlichten Gratulationsschreiben. Leterme rief Obama dazu auf, die internationalen Bemühungen zur Bewältigung der Finanzmarktkrise, den Kampf gegen den Klimawandel und die Armutsbekämpfung zu unterstützen.

Republikaner
:Die Nacht der Niederlage

Sie haben bis zuletzt auf ein Wunder gehofft - und am Ende doch verloren. Die Wahlnacht für die Republikaner.

Südafrikas Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela wünschte Obama Kraft und Stärke für sein künftiges Amt. Mandela, der in der Vergangenheit die US-Regierung wegen ihrer Irak-Politik gerügt hatte, meinte in einem Schreiben an Obama: "Ihr Sieg hat gezeigt, dass es niemandem auf der Welt verwehrt sein sollte, davon zu träumen, die Welt in einen besseren Platz zu verwandeln." Zuvor hatte bereits Südafrikas Präsident Kgalema Motlanthe in einem Glückwunsch-Telegramm an Obama erklärt: "Ihr Sieg in dieses hohe Amt bringt Hoffnung für Millionen Ihrer Landsleute sowie für Millionen Menschen afrikanischer Abstammung sowohl in Afrika wie in der Diaspora mit sich."

Die Regierungschefs in Nordeuropa setzen nach dem Sieg des Demokraten Barack Obama bei der US-Präsidentenwahl auf eine engere Zusammenarbeit Washingtons mit Europa. Der finnische Ministerpräsident Matti Vanhanen erklärte, viele zentrale Fragen wie der Klimawandel erforderten eine "enge Partnerschaft zwischen der EU und den USA".

Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg nannte die erste Wahl eines Afroamerikaners zum US-Präsidenten "historisch" und "von großer Bedeutung für die ganze Welt". Er hoffe auf "Dialog und Kooperation".

Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen, der als enger Freund und Weggefährte des derzeitigen US-Präsidenten George W. Bish gilt, hob Obamas "glänzenden Wahlkampf" heraus. Er hoffe nun auf "eine genauso enge Zusammenarbeit wie mit Präsident Bush" und nannte als wichtigste Inhalte den Kampf gegen den Terrorismus, den Klimawandel und die Schaffung neuen Wirtschaftswachstums auf der Basis von freiem Handel.

Der schwedische Regierungschef Fredrik Reinfeldt bezeichnete Obama als "Schlüssel" zum notwendigen Wandel in der Klimapolitik. Der künftige US-Präsident werde großen Einfluss darauf haben, wie etwa China oder die Entwicklungsländer sich zum Klimawandel stellen.

Italiens Präsident Giorgio Napolitano sprach von einem "großen Tag". Obamas Sieg und der Geist der Einheit, der ihn begleite, könnten Hoffnung und Vertrauen spenden "für die Sache der Freiheit, des Friedens, für eine sicherere und gerechtere Weltordnung".

Der konservative Regierungschef Silvio Berlusconi, der ein enges Verhältnis zu US-Präsident George W. Bush pflegt, wünschte dem Demokraten Obama viel Glück für seine künftigen Aufgaben. "Wir sind absolut sicher, dass die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern weiter wachsen und sich verstärken wird", schrieb der konservative Ministerpräsident. Glückwünsche kamen zudem von Außenminister Franco Frattini.

Lesen Sie auf Seite drei, was der Vatikan zur Obama-Wahl sagt.

Auch der Vatikan beglückwünschte Obama zu seinem Sieg: "Die Gläubigen beten, dass Gott ihn erleuchte und ihm in seiner höchsten Verantwortung beistehe", erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

Alle wünschten Barack Obama, dass er die Hoffnungen und die Erwartungen erfüllen könne, die in ihn gesetzt würden, sagte Lombardi. Es gehe für Obama darum, geeignete Wege zur Förderung des Friedens zu finden sowie das Recht und die Menschenwürde zu stärken.

Der konservative südkoreanische Staatschef Lee Myung Bak äußerte in einem Glückwunschtelegramm die Hoffnung, dass sich die Beziehungen beider Länder weiterentwickelten, teilte das Präsidialamt in Seoul mit. "Die Regierung ist überzeugt, dass Obamas Wahlsieg die zukunftsorientierte Allianz zwischen Südkorea und den USA auf eine höhere Stufe heben wird", hieß es. Lee und Obama hätten eine ähnliche Philosophie, da der südkoreanische Staatschef stets "Wandel und Reform" in seiner Politik verfolgt habe.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai knüpft große Erwartungen für den Frieden in seinem Land an den designierten US- Präsidenten Barack Obama. "Ich hoffe, dass diese Wahl und der Amtsantritt von Obama Frieden für Afghanistan, Leben nach Afghanistan sowie Wohlstand für das afghanische Volk und den Rest der Welt bringen wird", sagte Karsai bei einer Pressekonferenz in seinem Präsidentenpalast. Seine fundamentale Forderung an den neuen Präsidenten sei es, zivile Opfer bei den Militäraktionen gegen die Taliban zu vermeiden.

Fatmir Sejdiu, Präsident des Kosovos, bezeichnete den designierten US-Präsidenten Barack Obama als den "wichtigsten Mann" der Welt. Die Kosovo-Albaner schätzen die bisherige und die künftige Bedeutung der USA für den jüngsten europäischen Staat sehr, sagte Sejdiu in der Hauptstadt Pristina.

Der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek lud Obama zum Wahlsieg zu einem baldigen Besuch nach Prag ein. Von besonderem Interesse sei nun Obamas Position zur weltweiten Finanzkrise und den Problemen des Klimawandels, sagte Topolanek. Er hoffe auf eine enge Zusammenarbeit mit Obama während der EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens im ersten Halbjahr 2009.

Serbien hofft auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Belgrad und Washington. Mit der Obama-Wahl werde es eine Wende in der US-Politik geben, sagte der serbische Außenminister Vuk Jeremic in Belgrad. Die Belgrader Regierung glaube, dass die Beziehungen zur künftigen US-Administration besser als mit der scheidenden Regierung sein werden, sagte der Minister. Ursache für die schlechten Beziehungen ist vor allem die US-Unterstützung für die Unabhängigkeit der früheren serbischen Provinz Kosovo.

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