Initiative gegen Kindesmisshandlung:Frühe Hilfen für die Eltern

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Drei Wochen nach dem Tod des zweijährigen Kevin in Bremen hat das Bundesfamilienministerium mit zwei Modellprojekten ein "Frühwarnsystem" zum Schutz von Kindern gestartet.

Man müsse aus dem Stadium der Schuldzuweisungen herauskommen und mit der systematischen Fehlerbekämpfung beginnen, sagte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Freitag bei der Vorstellung der Projekte.

Nach der Kriminalstatistik gebe es pro Jahr 2900 Fälle von Kindesmisshandlung oder Verwahrlosung, berichtete von der Leyen. Die Dunkelziffer sei allerdings sehr hoch. Nach einer am Freitag vorgelegten Unicef-Studie sterben in Deutschland jede Woche zwei Kinder an den Folgen von Vernachlässigung oder Misshandlung.

Im Rahmen des "Frühwarnsystems" unterstützt das Familienministerium nun das Modellprojekt "Pro Kind" mit zwei Millionen Euro, an dem sich Niedersachsen, Bremen und Sachsen beteiligen. Bis Anfang 2011 sollen 280 Familien in sozialen Problemlagen erreicht werden. Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, werden dabei regelmäßig von einer Hebamme und einer Sozialpädagogin besucht, bis das Kind zwei Jahre alt ist.

Es gehe darum, dass die Frauen schädigendes Verhalten wie Rauchen oder Alkoholkonsum in der Schwangerschaft vermieden und ein positives emotionales Verhältnis zum Kind entwickelten, sagte der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer, der das Projekt leitet.

Nach der Geburt solle durch die Betreuung erreicht werden, dass alle Vorsorgeuntersuchungen für das Kind wahrgenommen würden. Bislang hätten alle Frauen, die angesprochen wurden, die Hilfe angenommen.

Erziehungskompetenz zu stärken

Am zweiten vom Bund geförderten Modellprojekt "Guter Start ins Kinderleben" beteiligen sich Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Dabei sollen Familien in schwierigen Lagen aufgesucht werden, um ihre Erziehungskompetenz zu stärken.

Videoaufnahmen sollen der Mutter Schwachpunkte im Umgang mit ihrem Kind aufzeigen. Zudem sollen in einem Handbuch Maßstäbe für Behörden festgelegt sowie die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Jugendhilfe verbessert werden.

Bundesfamilienministerin von der Leyen und die Wissenschaftler wiesen die Forderungen nach einer Pflicht zur Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen zurück. Die Ministerin wies darauf hin, dass Länder, dies in eigener Regie einführen könnten. Das Instrumentarium dafür hätten sie.

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