Ingo Wolf, FDP:Im langen Schatten Möllemanns

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Er war ein unbeschriebenes Blatt, als er den in Ungnade gefallenen Jürgen Möllemann beerbte. Aufsehen hat Ingo Wolf seither vor allem mit seinem hohen Einkommen erregt.

Von Bernd Oswald

"Der politische Wechsel kommt nur mit der FDP", sagt Ingo Wolf. Sollte es an Rhein und Ruhr zur Wachablösung kommen, dann vor allem wegen der CDU, der mehr als 40 Prozent der Stimmen vorhergesagt werden. Die FDP wird vermutlich deutlich weniger politisches Gewicht als vor fünf Jahren auf die Waage bringen, als Zampano Jürgen Möllemann die NRW-Liberalen zu sensationellen 9,8 Prozent führte. Wolf und Landeschef Andreas Pinkwart nehmen dieses Ergebnis zum Anlass, um auch dieses Mal die Latte hoch zu legen. "Zehn Prozent plus x" peilt die FDP am 22. Mai an.

Ingo Wolf ist als Chef der FDP-Landtagsfraktion und Spitzenkandidat der Liberalen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Zu seinem überraschenden Aufstieg kam es im Oktober 2002, einen Monat nach der für die FDP verlorenen Bundestagswahl.

Jahreseinkommen 220.000 Euro

NRW-Landeschef und Bundespartei-Vize Jürgen Möllemann musste wegen eines als antisemitisch kritisierten Wahlkampfflyers, der auch noch eine Spendenaffäre auslöste, Partei und Fraktion verlassen. Die 24 Düsseldorfer Abgeordneten wählten daraufhin Wolf unerwartet zu ihrem neuen Vorsitzenden. Den Landtag wollte er zu diesem Zeitpunkt, nach nur gut zwei Jahren, schon verlassen und in den Bundestag wechseln.

Der grauhaarige 50- Jährige ist das politische Gegenmodell zum medienwirksamen Möllemann, der die FDP vor fünf Jahren mit einem furiosen Wahlkampf aus dem landespolitischen Abseits zurück in den Landtag geführt hatte.

Wolf - lange oberster Beamter im Kreis Euskirchen - bemüht sich oft vergeblich, ähnliche Aufmerksamkeit wie sein Vorgänger zu finden. Das größte Medieninteresse fanden zuletzt sein hohes Jahreseinkommen von rund 220.000 Euro, das sich aus seinen Dreifach-Bezügen als Abgeordneter, Fraktionschef und ehemaliger Oberkreisdirektor speist.

"Politisches Leichtgewicht" mit Ministerambitionen

Kritikern konnte Wolf jetzt entgegenhalten, dass er die seit seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden kassierte Beamtenpension in eine von ihm selbst gegründete Sozialstiftung eingezahlt hat.

Der FDP-Spitzenkandidat wird auch in weiten Teilen der CDU als "politisches Leichtgewicht" und "nicht ministrabel" eingestuft. FDP-Chef Guido Westewelle stellte sich auf dem Landesparteitag hinter den Spitzenkandidaten. "Ingo Wolf wird mal Kult", prophezeite er.

Auch die teilweise radikalen Forderungen der Liberalen etwa nach einem Sofortausstieg aus der Steinkohleförderung und der Einstellung von 8000 Lehrern werden in der CDU als schwierige Hypothek für mögliche Koalitionsverhandlungen angesehen, nach denen Wolf Minister in einer schwarz-gelben Regierung Minister sein will.

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