Indien:Sonia Gandhi vor dem Premierminister-Amt

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Nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl in Indien hat Sonia Gandhi den politischen Rückhalt für ein Regierungsmandat erhalten. Elf Parteien ihres Wahlbündnisses stellten sich hinter die Kongresspartei Ghandis.

Die aus Italien stammende frühere Oppositionsführerin werde am Montag den indischen Präsidenten A.P.J. Abdul Kalam treffen, meldete der Nachrichtensender NDTV am Sonntag unter Berufung auf Kongresspolitiker. Vermutlich werde sie am Mittwoch als Ministerpräsidentin vereidigt.

Unterdessen formierte sich wegen Gandhis ausländischer Herkunft massiver Widerstand gegen die wahrscheinliche Regierungsübernahme. Der ehemalige Berater des scheidenden Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee, Govindacharya, gründete eine "Bewegung für nationale Selbstachtung". Eine Spitzenpolitikern von Vajpayees hindu-nationalistischer Bharatiya Janata Party (BJP), Sushma Swaraj, kündigte wie ihr Ehemann Swaraj Kaushal an, ihr Mandat im Oberhaus niederzulegen, sollte Gandhi Regierungschefin werden.

Die BJP-Ministerpräsidentin des zentralindischen Bundesstaates Madhya Pradesh, Uma Bharti, drohte mit Rücktritt. Der Tag, an dem Gandhi vereidigt würde, wäre "der schwärzeste Tag in der Geschichte dieses Landes".

In der Hauptstadt Neu Delhi kam es auch am Sonntag zu Treffen Gandhis mit Vertretern möglicher Koalitionspartner, von denen einige bereits ihre Unterstützung zusagten. Die beiden Kommunistischen Parteien wollten erst am Montag entscheiden, ob sie einer Kongress- geführten Koalition beitreten oder diese von außen stützen würden.

Unterstützung der Linksparteien notwendig

Gandhis Bündnis, das die absolute Mehrheit verfehlte, ist auf die Unterstützung von Linksparteien angewiesen. Abgeordnete der traditionsreichen Kongresspartei hatten ihre Parteichefin am Samstag zur Fraktionsvorsitzenden gewählt. Damit ist die 57-Jährige zugleich Kandidatin ihrer Partei für das Amt des Ministerpräsidenten. Das Kongress-Bündnis war ohne Spitzenkandidaten in die Wahl gegangen, die es völlig überraschend gegen Vajpayees BJP gewann.

Sonia Gandhi wäre die vierte Ministerpräsidentin der Nehru-Gandhi- Dynastie. Die 57-Jährige ist die Witwe des früheren indischen Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi, der 1991 ermordet wurde. Vor Rajiv Gandhi regierte dessen Mutter Indira Gandhi, die 1984 von zwei Leibwächtern erschossen wurde. Indira Gandhis Vater Jawaharlal Nehru war der erste Ministerpräsident Indiens nach der Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947.

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