"In keinster Weise willkommen":Wirbel um möglichen WM-Besuch Ahmadinedschads

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Auch wenn die Visite von Irans Präsidenten noch gar nicht feststeht: Allein die Möglichkeit führt in Deutschland zu erheblichem Aufruhr.

Während Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble am Wochenende erklärte, ein Aufenthalt Mahmud Ahmadinedschads zur Weltmeisterschaft werde "nicht einfach sein", hieß der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz den iranischen Präsidenten willkommen. CSU-Chef Edmund Stoiber kündigte an, Irans Staats- und Regierungschef werde auf viele Proteste in Deutschland stoßen.

Ahmadinedschad hatte den Holocaust kürzlich als Märchen bezeichnet und gefordert, Israel von der Landkarte zu radieren. Dazu sagte Stoiber im fränkischen Kloster Banz, es verstehe sich von selbst, dass "der Repräsentant eines Landes, der gegenüber dem jüdischen Staat zu solchen Tiraden greift und den Holocaust bestreitet" in Deutschland nicht gerade begeistert empfangen werde.

Auch Schäuble sieht Probleme, falls Ahmadinedschad tatsächlich im Sommer nach Deutschland kommen sollte. Man werde den iranischen Politiker auf einige seiner Äußerungen in der Vergangenheit ansprechen müssen, sagte der CDU-Politiker bei einem DFB-Symposium in Bad Boll. Grundsätzlich könne Ahmadinedschad natürlich wie jedes andere Staatsoberhaupt zur WM kommen.

Irans Elf, ein "Sorgenkind"

"Wir sollten es besser machen und gute Gastgeber sein", sagte Schäuble. Nach seinen Angaben laufen bereits zu einem möglichen Besuch Gespräche mit dem Iran auf diplomatischer Ebene. Erneut betonte der Innenminister, dass die iranische Mannschaft, die sich für das Turnier qualifiziert hat, "unter Sicherheitsgesichtspunkten ein Sorgenkind ist".

Für Wiefelspütz ist der Besuch dagegen kein Problem: "Als Staatsoberhaupt ist Herr Ahmadinedschad natürlich willkommen in Deutschland, auch wenn wir politisch erhebliche Vorbehalte gegen viele seiner Äußerungen haben", sagte er in einem Zeitungsinterview.

Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionsvize Werner Hoyer. Er betonte, dass jede teilnehmende Nation herzlich willkommen sei, das gelte auch für den iranischen Staatspräsidenten. Er schränkte ein: "Allerdings leben wir in einer freien Gesellschaft, in der man auch auf Dinge angesprochen wird. Und ich hoffe, jeder Gesprächspartner tut dies bezüglich seiner Äußerungen zum Thema Holocaust, Israel und iranische Nuklearpolitik, die völlig unerträglich sind."

Zentralrat wertet indirekte Einladung als Skandal

Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Hans-Christian Ströbele würde einen Besuch Ahmadinedschads hingegen am liebsten ganz verhindern. Er sagte: "Man sollte Herrn Ahmadinedschad klar zu verstehen geben, dass er hier wegen seiner schrecklichen antiisraelischen, antisemitischen und islamistischen Äußerungen in keinster Weise willkommen ist."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland wertete die Äußerungen Schäubles als indirekte Einladung an den Staatspräsidenten und bezeichnete dies als Skandal. Der Minister widerspreche damit der erfreulich harten Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Walter Steinmeier an Teheran und stelle damit die Grundhaltung der Bundesregierung "gegenüber Holocaust-Leugnern und Personen, die die Existenz des Staates Israel bedrohen", in Frage, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan J. Kramer. Schäuble setze die Glaubwürdigkeit Berlins im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit aufs Spiel.

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