Im Profil:Carl Hubertus von Butler, neuer KSK-Chef

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Von Peter Münch

(SZ vom 13.11.2003) - Vor den vorderen Linien hat er sich nie gescheut, und auch wenn es schnell gehen muss, ist er der richtige Mann. Nach dem Bosnien-Friedensschluss von Dayton rückte Carl Hubertus von Butler anno 1996 als Stabschef der deutschen Truppen zum Einsatz auf dem Balkan aus.

Ein Soziologe als KSK-Chef: Carl Hubertus von Butler (Foto: Foto: dpa)

Und als die Bundeswehr nach dem Krieg in Afghanistan Ende 2001 ganz hurtig den Frieden in Kabul absichern sollte, war von Butler als Kommandeur des deutschen Isaf-Kontingents zur Stelle.

Nun gilt es wieder, einen Brandherd ganz schnell zu löschen - und der 52-jährige Brigadegeneral macht sich startklar zur Krisenintervention, diesmal im Schwarzwald. Nach dem Rauswurf des Kameraden Reinhard Günzel in der Hohmann-Antisemitismus-Affäre wird er ab sofort das Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw führen, der Elitetruppe der Bundeswehr.

Trotz seiner Einsätze in den Konfliktgebieten ist von Butler kein draufgängerischer Haudegen, sondern ein besonnen-zielstrebiger Offizier, dem bei seiner Soldaten-Karriere auch ein Soziologiestudium an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität nicht geschadet hat.

In Kabul, wo er sechs Monate lang die Isaf-Mission anschob, überzeugte er durch ausgeprägten Anti-Dünkel: Als die Soldaten sich in ihrem durchaus erbarmungswürdigen neuen Feldlager einrichteten, packte der General Dipl-Soz. von Butler überall mit an, wo Not am Mann war und beschränkte sich selbst auf ein 12 Quadratmeter großes Zimmerchen mit Feldbett, Schlafsack sowie Klappstühlen für die Lagebesprechungen.

Aufgewachsen ist er auf dem Familiengut in der Nähe von Coburg, und das Soldatische liegt ihm wohl im Blut. Schon der Vater brachte es bei der Bundeswehr zum General, auch der Bruder durchlief eine Offizierskarriere. Seine eigene militärische Laufbahn begann 1971 mit der Ausbildung zum Offizier der Jäger- und Panzergrenadiertruppe.

In den folgenden 30 Jahren wechselte er zwischen Truppenverwendungen und Posten im Ministerium. Ein Studienjahr am National Defence College in Washington schloss er als bester Ausländer ab. In Calw diente er schon einmal als Chef eines Fallschirmjäger-Bataillons. Nach Afghanistan ging er als Kommandeur der Luftlandebrigade 31 in Oldenburg. Vom Kabul-River wechselte er an den Rhein zum Führungsstab des Heeres in Bonn.

Seine Soldaten loben den Vater dreier Kinder, der als Hobbies Jagen und Reiten angibt, als offen, umgänglich und fair. Er selbst sagt: "Ich bin kein Schuhputz- und Grußvorgesetzer." Verteidigungsminister Peter Struck dürfte an von Butler neben der Erfahrung bei heiklen Auslandseinsätzen vor allem die stets bewiesene Loyalität schätzen.

Intern gilt er als Mann offener Worte, nach außen jedoch übt er sich in Verschwiegenheit. Für den Chefposten bei der KSK, die zumeist im Geheimen operiert, ist auch dies keine schlechte Voraussetzung.

In der Zeppelinkaserne in Calw war am Mittwoch nach turbulenten Tagen Erleichterung über die Neubesetzung zu hören. Erwartet wird, dass von Butler die harten Kerle der KSK gut führt - zunächst einmal schnell aus den Schlagzeilen heraus.

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