Identitäre und Kirche:Fundamentaler Gegensatz

Die Botschaft Jesu über die Nächstenliebe ist nicht vereinbar mit dem Denken eines Teils der rechten Bewegung. Der Konflikt ist unausweichlich und wird von rechts zeitweise mit einem Hass geführt, der sich Christen verbietet.

Von Matthias Drobinski

Rechte Propagandisten der Gewalt schicken Heinrich Bedford-Strohm, dem Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche, Morddrohungen, weil er sich für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einsetzt. Vielen Frauen und Männern an der Spitze ihrer Kirchen geht es genauso. Das ist so furchtbar wie konsequent: Die Botschaft Jesu steht im fundamentalen Gegensatz zum identitären Denken. Der Konflikt ist unausweichlich. Und er wird von rechts mit jenem Hass geführt, der sich Christen verbietet.

Die Beschimpfungen und Bedrohungen gegen evangelische wie katholische, konservative wie liberale Kirchenverantwortliche zeigen, dass es gar nicht um die Frage geht, ob nun die evangelische Kirche ein Rettungsschiff mitfinanzieren soll oder nicht - worüber man streiten kann, ja muss. Es zeigt, wie christentumsfern und -feindlich die rechte Bewegung ist, die da entstanden ist. Sie ist es bis hin zur AfD, die sich als Bewahrerin des wahrhaft Christlichen aufspielt und dann viel vom unbestimmten Abendland und wenig vom konkreten Liebesgebot Jesu redet.

Im Namen des Christentums nationalen Egoismus, Menschenverachtung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid zu predigen, ist aber nichts als eine Häresie. Die Kirchen müssen sie bekämpfen, den Hass eingeschlossen, den dieser Irrglaube in sich trägt.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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