Hunger in der Welt:842 Millionen Menschen unterernährt

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Die Zahl der Hungernden nimmt weltweit wieder zu. Das berichtet die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Nach Fortschritten im Kampf gegen den Hunger Mitte der 90er Jahre hat sich der positive Trend demnach wieder umgekehrt. Das Ziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, ist in weite Ferne gerückt.

Als Gründe für die schlechte Bilanz nannte die FAO die Zunahme der Zahl Unterernährter in Indien, in den ehemaligen Ostblock-Staaten, im Nahen Osten und im südlichen Afrika, erklärte FAO-Mitarbeiter Günter Hemrich bei der Vorstellung des FAO-Berichtes 2003.

Während einige Länder, wie Brasilien, Vietnam und China, gute Erfolge beim Kampf gegen die Unterernährung erzielen konnten, habe die Not in anderen Staaten wie Kongo oder Nigeria zugenommen, sagte Hemrich. Als unterernährt gilt der FAO zufolge, wer weniger als 1800 Kilokalorien pro Tag an Essen zur Verfügung hat.

Sowohl in Schwarzafrika als auch in Südasien machten Bevölkerungswachstum, nachlassende Wirtschaftskraft, Kriege und Aids den Erfolg im Kampf gegen den Hunger zunichte, konstatierte die FAO in ihrem Bericht. Auch in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken nimmt die Zahl der Hungerleidenden den Angaben nach wieder zu. Besonders betroffen seien Tadschikistan, Kasachstan und Usbekistan.

"Der ganze afrikanische Kontinent macht uns Sorgen"

Das Ziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, sei damit in weite Ferne gerückt, sagte Jochen Donner von der Welthungerhilfe. "Der ganze afrikanische Kontinent macht uns Sorgen".

Die am Sonntag in Hamburg beginnenden 45. Spendensammlung der Evangelischen Kirche in Deutschland "Brot für die Welt" steht unter dem Motto "Brot zum Leben - Alles was recht ist". Ein Schwerpunkt der diesjährigen Aktion sei die Information über Gesundheitsprojekte, sagte Diakonie-Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel in Stuttgart.

Die Pfarrerin erklärte: "Das täglich Brot kann auch eine tägliche Medikamentenration sein." Viele Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika hätten keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung. Mangelernährung, fehlendes oder verunreinigtes Wasser und schlechte Hygiene machten sie anfällig für Krankheiten. "Eine Behandlung können sich die meisten aber nicht leisten."

Eklatante Mängel der Gesundheitsversorgung

Die eklatantesten Mängel der Gesundheitsversorgung in den Entwicklungsländern werden laut Füllkrug-Weitzel am Beispiel der Immunschwächekrankheit Aids deutlich: In manchen Ländern Afrikas südlich der Sahara seien 40 Prozent aller Erwachsenen infiziert.

2,4 Millionen Menschen seien in der Region im Vorjahr an Aids gestorben. Das entspreche ungefähr der Einwohnerzahl Hamburgs. "Viele von ihnen könnten noch leben, hätten sie rechtzeitig lebensverlängernde Aids-Medikamente bekommen." Die Pfarrerin berichtete, dass derzeit etwa 5,5 Millionen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit eine so genannte antiretrovirale Therapie bräuchten, aber nur 300.000 von ihnen hätten Zugang dazu.

Die Diakonie-Direktorin forderte die verstärkte Abgabe von billigeren Medikamenten zur Behandlung der Immunschwächekrankheit. "Jeden Tag sterben 8000 Menschen an Aids."

(sueddeutsche.de/AP)

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