Honecker:Möge ihre Asche ...

Sollten die sterblichen Überreste des DDR-Totengräbers in Deutschland beigesetzt werden? Warum nicht.

Von Matthias Drobinski

Erich Honecker wollte immer rübermachen, übers Meer zurück nach Deutschland, das sein lebenslanges Mühen um den Sozialismus mit Undank vergalt - und sei es eingeäschert in der Urne. Diese Urne steht nun in Chile und wartet, erfährt man in einem Buch über den einstigen Staatsratsvorsitzenden; auch die seiner Frau Margot, der Hüterin der Volksbildung. Wo die wohl stehen? Im Keller oder auf dem Kaminsims, nebeneinander? Und hört man es dann abends flüstern: "Der Sozialismus siegt, meine Liebe?" Fragen über Fragen.

Sollte sich erhärten, dass die alten Internationalisten tatsächlich in deutscher Erde ruhen wollten, dann sollten die Deutschen großmütig sein und diesen letzten Wunsch erfüllen - wenn nicht verharmlost wird, wofür die beiden verantwortlich sind: für die Staatsmorde, die allgegenwärtige Spitzelei, den humanitätsfressenden Zynismus des Regimes. Die Gefahr, dass bald Wallfahrten zu den Gräbern führen und die Menge "Erich währt am längsten!" ruft, ist gering; Vergeltung über den Tod hinaus ist ein schlechtes Motiv.

Die andere Frage ist, was auf dem Heldenfriedhof der Sozialisten die Nachbarn über die Neuen denken würden. Rosa Luxemburg neben den Totengräbern der DDR? Den sozialistischen Himmel, in dem das ausdiskutiert werden könnte, gibt es ja leider nicht.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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