Historischer Besuch:Rice lobt Libyens Wandel

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Nach 55 Jahren ist Condoleezza Rice die erste US-Außenministerin, die Libyen zu politischen Gesprächen besucht. Es gebe für die USA keine ewigen Feindschaften, sagte Rice bei ihrer Ankunft.

Als erste US-Außenministerin seit 55 Jahren ist Condoleezza Rice am Freitag zu einem Besuch in Libyen eingetroffen. Die Reise beweise, dass es für die USA keine ewigen Feindschaften gebe, sagte Rice bei ihrer Ankunft. "Ehrlich gesagt habe ich nie gedacht, dass ich Libyen besuchen würde", ergänzte sie. Ihr Besuch sei dabei "nicht das Ende der Geschichte, sondern der Anfang".

US-Außenministerin Condoleeza Rice trifft zu ihrem historischen Besuch in Tripoli ein. (Foto: Foto: AP)

Zwischen den einstigen Erzfeinden Libyen und USA bahnt sich eine neue Partnerschaft an. Rice traf sich am Abend in Tripolis mit ihrem libyschen Amtskollegen Abderrahman Schalgam. Sie vereinbarten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur JANA eine Kooperation beider Staaten in verschiedenen Bereichen.

Schalgam erklärte nach dem Treffen mit Rice, die trotz der historischen Bedeutung des Besuches locker und fröhlich wirkte: "Wir werden ab jetzt einen ständigen Dialog über Angelegenheiten führen, die für beide Seiten von Bedeutung sind."

Er habe mit Rice auch über den Nahost-Konflikt, über Strategien zur Terrorismusbekämpfung und über den Atomstreit mit dem Iran gesprochen. Rice habe ihm gesagt, sie sei sehr froh, dass sie endlich nach Libyen habe kommen können. Die beiden Minister sprachen laut Schalgam auch darüber gesprochen, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit intensiviert werden könne, vor allem im Öl-Sektor.

Nach ihrem Treffen mit Schalgam traf Rice mit Libyens Staatschef Muammar Gaddafi zusammen. Die beiden Politiker gaben sich nicht die Hand. Als Rice den Raum betrat, begrüßte Gaddafi sie mit einer traditionellen Handbewegung. Anschließend schüttelte er mit Mitgliedern ihrer Delegation die Hände.

Die US-Außenministerin hatte vor ihrem Eintreffen in Libyen erklärt, Gaddafi habe mit seiner Abkehr von Terror und Massenvernichtungswaffen den Weg für die Rückkehr des Landes in die internationale Gemeinschaft geebnet. Sie wolle mit Gaddafi unter anderem darüber sprechen, was Libyen als einflussreiches Mitglied der Afrikanischen Union zur Beilegung des Konfliktes in der sudanesischen Provinz Darfur beitragen könne, sagte sie. Die libysche Führung hatte die Rebellenorganisationen aus Darfur schon mehrfach zu Friedensgesprächen eingeladen.

Zuletzt hatte im Mai 1953 der amerikanische Außenminister John Foster Dulles Libyen besucht. Rice war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren. Der Besuch soll nach den Jahrzehnten der Feindschaft eine weitere Normalisierung der Beziehungen markieren. Angedacht ist, dass Rice ein Handels- und Investitionsabkommen unterzeichnet.

Zudem sind die USA und Libyen dabei, eine "militärische Absichtserklärung" zu verhandeln, wie das amerikanische Außenministerium mitteilte. Dies beinhalte unter anderem eine Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus. Libyen hatte 2003 sein Programm zum Bau von Massenvernichtungswaffen aufgegeben und damit seine Rückkehr in die Staatengemeinschaft eingeleitet. Beide Seiten haben seitdem Entschädigungszahlungen zugesagt: Libyen für die Opfer der Lockerbie- und "La Belle"-Anschläge, die USA für die der Angriffe auf Tripolis und Benghasi.

Gaddafi hat wiederholt seine Bewunderung für Rice ausgedrückt. "Ich unterstütze meine geliebte schwarze afrikanische Frau", sagte er vor einem Jahr in einem Interview mit Al-Dschasira. "Ich bewundere sie und bin stolz auf die Art, wie sie sich zurücklehnt und den arabischen Anführern Befehle erteilt."

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