Hintergrund:Andischan - Hochburg der Islamisten

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Das Fergana-Tal in Usbekistan ist die am dichtesten besiedelte Region Zentralasiens. Dort liegt auch die Stadt Andischan, dem Ausgangspunkt der derzeitigen Unruhen.

Zwölf Millionen Menschen leben hier - viele von ihnen in Armut und Elend. Das Tal erstreckt sich von Usbekistan nach Krigisien und Tadschikistan.

Seit 1991 in Usbekistan an der Macht und Ziel von Umsturz-Offensiven: Präsident Islam Karimow. (Foto: Foto: Reuters)

Dass es zwischen verschiedenen Republiken geteilt ist, geht auf Sowjetzeiten zurück: Die Behörden wollten damit die Herausbildung einer gemeinsamen Identität der Einwohner verhindern. Die meisten der Bewohner gehören jedoch unabhängig von den Landesgrenzen der usbekischen Volksgruppe an.

Abgeschirmt durch die Gebirgszüge Tian Schan und Altai leidet das Fergana-Tal erheblich weniger unter dem zentralasiatischen Wüsten- und Steppenklima als andere Regionen. Gerade im usbekischen Teil besteht jedoch großer Wassermangel - und das in einer Region, die vorrangig vom Weizen- und Baumwollanbau lebt.

Hochburg der Islamisten

Die wirtschaftlichen Bedingungen sind hart. Die Region gilt als überbevölkert und stark verarmt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Rahmenbedingungen konnte sich das Fergana-Tal zur Hochburg der Islamisten in Zentralasien entwickeln.

Ihr Ziel ist die Bildung eines Kalifatstaates - eines Nationen übergreifenden islamischen Staates. In den 90er Jahren bildete sich im Fergana-Tal die Islamische Bewegung Usbekistans (IMU), die Kontakte zum radikalislamischen Terrornetzwerk al Qaida unterhalten soll. Die Organisation soll zwischen 1992 und 1997 mehrere Anschläge verübt haben.

Im August 2000 startete sie eine Offensive in Südusbekistan, um den seit 1991 autoritär regierenden Präsidenten Islam Karimow zu stürzen. Auch die Anführer der radikalislamischen Bewegung Hizb ut-Tahrir stammen aus dem Fergana-Tal. Der Aufstand in Andischan hatte sich in der Nacht zum Freitag offenbar an einem Verfahren gegen 23 Männer entzündet, die angeblich mit eine Ableger der Hizb ut-Tahrir in Verbindung stehen.

Fischer besorgt

Bundesaußenminister Fischer hat sich besorgt über die Unruhen in Usbekistan geäußert. Insbesondere die Berichte über anhaltende Gewalt und die zugespitzte Lage im südost-usbekischen Andidschan im Ferghanatal seien beunruhigend, hieß es in einer am Samstag in Berlin veröffentlichten Erklärung Fischers.

Es komme nun darauf an, "alles zu vermeiden, was zu einer weiteren Verschärfung der Situation führt". Alle Beteiligten seien daher zu Zurückhaltung und zu einer Herbeiführung einer friedlichen Lösung der Unruhen aufgerufen. "Stabilität, Demokratie sowie friedliche und rechtsstaatliche Entwicklung Usbekistans sind von großer Bedeutung auch für die Region.

Die Bundesregierung wird die Entwicklung gemeinsam mit ihren Partnern in der Europäischen Union mit großer Aufmerksamkeit weiterverfolgen." Das Auswärtige Amt rät seit dem Ausbrechen der Unruhen von Reisen in die östlichen Gebiete des Landes ab.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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