"Heimattreue Deutsche Jugend":Schäuble verbietet Neonazi-Gruppe

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In Zeltlagern drillte die "Heimattreue Deutsche Jugend" Kinder und Jugendliche auf Krieg und Nazi-Kult - nun folgten Razzien und Verbot der Rechtsextremisten-Gruppe.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat an diesem Dienstag die rechtsextreme "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) verboten.

Im Sinne der Nazi-Ideologie gedrillt: Mitglieder der HDJ, hier im Februar 2009 mit Fahnen der "Jungen Landsmannschaft Ostpreußen" bei einem Aufmarsch in Dresden (Foto: Foto: recherche-nord)

Seit dem frühen Morgen liefen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen bei Führungspersonen der Organisation in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen, hieß es in Sicherheitskreisen. Die HDJ ist als rechtsextremer Jugendverband bundesweit aktiv.

Ähnlich wie die schon seit 1994 verbotene "Wiking Jugend" gewinnt sie nach Erkenntnis der Sicherheitsbehörden unter dem Deckmantel unpolitischer Zeltlager und Fahrten Kinder und Jugendliche für die nationalsozialistische Ideologie.

Ihre Abkürzung (HDJ) ähnelte wohl gewollt der Kurzform der NS-Jugendorganisation Hitlerjugend (HJ), durch die die Nazis heranwachsende Jungen mit der Nazi-Ideologie indoktrinierten.

Nach Außen gaben sich die Rechtsextremisten harmlos: Auf ihrer inzwischen gesperrten Homepage bezeichnete sich die HDJ als "die aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung für alle deutschen Mädel und Jungen im Alter von 7 bis 29 Jahren".

Ein Zelt namens "Führerbunker"

Die Mitglieder lehnten einen Konsum- und Markenzeitgeist ab, war dort weiter zu lesen. "Bei uns zählt nicht derjenige, der die teuersten Markensachen besitzt, sondern bei uns zählen innere Werte: Haltung, Charakter und Auftreten".

Was der Neonazi-Verein darunter verstand, zeigte sich in den Jugendzeltlagern: Gehirnwäsche. In den Lagern wurden jeweils mehrere hundert Kinder und Jugendliche im Sinne der Nazi-Ideologie erzogen und militärisch gedrillt. Die Mannschaftszelte trugen regelmäßig zynische Aufschriften wie zum Beispiel "Führerbunker".

Zuletzt war die HDJ aufgefallen, als die Polizei im Sommer 2008 eines ihrer Jugendlager in Mecklenburg-Vorpommern räumte. Im Oktober ließ das Bundesinnenministerium dann im Zuge eines Ermittlungsverfahrens bundesweit Wohnungen durchsuchen und Beweismittel beschlagnahmen.

Mit dem Verbot durch Schäuble ist die HDJ aufgelöst, ihr Vermögen wird eingezogen. Die Organisation darf auch nicht unter anderem Namen weitergeführt werden. Verstöße gegen das Vereinsverbot werden mit einer Geldstrafe oder einer bis zu einjährigen Haftstrafe geahndet.

Die HDJ hatte sich 1990 als Abspaltung vom "Bund Heimattreuer Jugend" gegründet und firmierte offiziell unter dem Namen "Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) - Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V.". Mit mehreren hundert Mitgliedern ist die Organisation nach Erkenntnissen des Bundesverfassungsschutzes ein fester Bestandteil der rechtsextremen Szene.

Sie unterhalte Kontakte sowohl zur NPD als auch zu neonazistischen Kameradschaften, an ihrem Zeltlagern nähmen teils ganze Familien teil. In den Schriften der HDJ werde der Nationalsozialismus verherrlicht, auch zeigten sich antisemitische Einstellungen.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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