Hannelore Kraft:Die letzte Frau der SPD in NRW

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Überraschender Führungswechsel beim größten Landesverband der SPD: Da der bisherige Landesvorsitzende Jochen Dieckmann wieder Anwalt sein will, wird Fraktionschefin Kraft beide Spitzenämter übernehmen.

Der Rückzug kam überraschend: Am Montagabend kündigte Jochen Dieckmann an, den Vorsitz der NRW-SPD niederzulegen. Nach nur eineinhalb Jahren im Amt. Kein Skandal, kein Zerwürfnis bewog ihn dazu, sondern ein berufliches Interesse: Dieckmann will Anfang des Jahres als Rechtsanwalt in eine renommierte Bonner Sozietät eintreten und im März sein Landtagsmandat niederlegen.

Die Entscheidung für den Wechsel hat er bereits im Oktober getroffen, seine Partei aber bisher nicht informiert. Kein Wunder, dass die nordrhein-westfälische SPD irritiert ist, dass sie von Dieckmann vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Ohnehin war Dieckmann wegen seines blassen Führungsstils nicht übermäßig beliebt.

"Überrascht und ein bisschen enttäuscht" darüber, dass Dieckmann "jetzt das Handtuch geworfen" habe, äußerte sich der frühere SPD- Fraktionschef, Landtagsvizepräsident Edgar Moron.

Weil die personelle Decke der NRW-SPD dünn geworden ist, wird Landtags-Fraktionschefin Hannelore Kraft nun auch den Landesvorsitz übernehmen wird. Die 45-Jährige habe in der SPD-Fraktionssitzung ihre Bereitschaft erklärt, sich nominieren zu lassen.

CDU verspottet SPD

Kraft werde bei der nächsten Landtagswahl 2010 eine "überzeugende Alternative" zu CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sein, fügte Dieckmann hinzu. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss Kraft aber noch deutlich populärer werden. Kraft gilt als bissige Debattenrednerin, die aber öfter mal überdreht. In Nordrhein-Westfalen ist sie weitgehend unbekannt.

Bekannteste Sozialdemokraten des Landes sind laut einer Umfrage vom Sommer noch immer Bundesarbeitsminister Franz Müntefering und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Auf Platz drei folgt Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Der ist allerdings in der CDU.

In dessen Partei macht sich Schadenfreude über die Personalprobleme der SPD breit: "Inhaltlich, personell und organisatorisch existiert die NRW-SPD nicht mehr", sagte CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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