Handelskrieg:Xis knallharter Nationalismus

Die chinesischen Kommunisten befinden sich mit ihrer Handelspolitik in einem teuren Dilemma.

Von Christoph Giesen

Müsste man die Politik von Chinas allmächtigem Staats- und Parteichef Xi Jinping auf eine einfache Formel bringen, würde man ausgerechnet im Wortschatz von US-Präsident Donald Trump fündig: "Make China great again." Genau das ist Xis Programm. Auf Chinesisch kommt es subtiler daher: "Fuxing" verlautbart die Propaganda täglich, übersetzt bedeutet das "Erwachen", "Erneuerung" oder "Wiedergeburt". Selbst die Schnellzüge heißen inzwischen so. Statt mit dem ICE fährt man in China also mit Fuxing.

Was ein wenig mystisch klingt, ist knallharter, fast ungezügelter Nationalismus. Nach Xis Abschlussrede zum Volkskongress vergangene Woche fürchtet man sich in Taiwan seit Jahren wieder ernsthaft vor einem Angriff der Volksbefreiungsarmee.

Ausgerechnet dieser selbstgezüchtete Nationalismus könnte Xi im Handelsstreit mit den USA nun zum Verhängnis werden. Bislang hat sich die Führung in Peking mit der Ankündigung von Vergeltungsmaßnahmen zurückgehalten, der Druck in den eigenen Reihen aber steigt. Gegenzölle auf amerikanische Autos, Flugzeuge und Sojabohnen - das sind die Forderungen. Am Ende stünde ein ausgewachsener Handelskrieg. Genau diesen aber kann sich Xi nicht auf Dauer leisten, denn noch stärker als durch den neu entfachten Nationalismus wird der Machtanspruch der Kommunistischen Partei durch das Wirtschaftswachstum legitimiert. Ein teures Dilemma.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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