Haiti:Blutige Gefechte zwischen Aufständischen und der Polizei

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Die Rebellion gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide weitet sich aus. Inzwischen haben seine Gegner die Kontrolle über mehrere Städte übernommen, darunter die Großstadt Gonaives.

Nachdem Aufständische vor wenigen Tagen die Verwaltung der Großstadt Gonaives vertrieben hatten, versucht die Polizei bislang vergeblich, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.

In den Straßen Gonaives patrouillieren Bewaffnete. (Foto: Foto: AP)

Nach blutigen Gefechten zogen sich die Regierungseinheiten am Samstag wieder aus der viertgrößten Stadt Haitis zurück. Mindestens neun Menschen, darunter sieben Polizisten, wurden nach Berichten von Augenzeugen getötet.

Rund 150 schwer bewaffnete Polizisten waren zuvor mit Fahrzeugen und zu Fuß in die 200.000 Einwohner zählende Stadt eingerückt. Bewohner bewarfen die Heranrückenden mit Steinen. Kämpfer der lose organisierten Widerstandsfront Gonaives versteckten sich in Seitenstraßen oder suchten in Hauseingängen Deckung.

Auch aus der westlichen Küstenstadt St. Marc wurde die Polizei vertrieben. Hunderte Menschen zogen am Sonntag plündernd durch die Straßen der über 100.000 Einwohner zählenden Stadt 70 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port-au-Prince.

"Ich bin kein Terrorist"

Bewohner errichteten Straßensperren mit brennenden Reifen, gefällten Bäumen, Stacheldraht und Autowracks. Bei der Erstürmung einer Polizeiwache wurden am Samstag in St. Marc mindestens zwei Menschen getötet.

In der Stadt Cap Haitien, der zweitgrößten des Landes, brannten Unbekannte den oppositionellen Radiosender Vision 2000 nieder.

Ein Sprecher der Widerstandsfront, Wilfort Ferdinand, sagte in Gonaives: "Ich bin kein Terrorist. Wir kämpfen für das Volk von Haiti." Er werde seine Waffe niederlegen, sobald Aristide zurücktrete. Ein weiterer Rebellenführer, Buteur Metayer, kündigte Widerstand gegen jeden Versuch der Regierung an, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. "Wir werden unseren Sieg verteidigen", sagte Metayer.

Regierungssprecher Mario Dupuy in Port-au-Prince versicherte unterdessen, dass die Regierung die Lage in der rund 160 Kilometer nördlich von Port-au-Prince gelegene Großstadt wieder unter Kontrolle habe.

Die Aufständischen, denen sich auch Soldaten anschlossen, waren am Donnerstag in die zentrale Polizeiwache von Gonaives eingedrungen und hatten das Gebäude in Brand gesteckt. Sie vertrieben die Polizei und befreiten mehr als 100 Häftlinge. Auch die Stadtverwaltung wurde vertrieben. Bei der Erstürmung öffentlicher Gebäude kamen am Donnerstag nach Angaben des Roten Kreuzes sieben Menschen ums Leben.

Gonaives ist seit Monaten ein Zentrum des Widerstands gegen Aristide. Dieser hat die Forderung abgelehnt, vor Ende seiner Amtszeit im Jahr 2006 zurückzutreten.

Ein Kampf zwischen ehemaligen Verbündeten

Die Widerstandsfront Gonaives war einmal mit Aristide verbündet. Jetzt wirft sie ihm jedoch vor, ihren Anführer Amiot Metayer getötet zu haben, damit dieser keine Informationen über den Präsidenten preisgeben könne. Bei politisch motivierten Unruhen sind seit Mitte September vergangenen Jahres mindestens 69 Menschen ums Leben gekommen.

In der Hauptstadt In Port-au-Prince gingen am Samstag tausende Anhänger Aristides auf die Straße und forderten ihn auf, im Amt zu bleiben. Eine für Sonntag angekündigte Großdemonstration der Opposition wurde aus Angst vor Gewalt abgesagt.

Aristide selbst beschuldigte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN die internationale Gemeinschaft, dass sie mit der Blockade von Hilfsgeldern die Armut in Haiti verschärfe und damit den Konflikt anheize.

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