Haditha-Massaker:US-Soldaten wegen Mordes angeklagt

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Ein Jahr nach einem mutmaßlichen Massaker amerikanischer Truppen in der irakischen Ortschaft Haditha hat die US-Militärjustiz acht Marineinfanteristen angeklagt - vier davon wegen Mordes.

Die schwersten Vorwürfe richten sich gegen den Einsatzführer Frank Wuterich. Ihm wird die Ermordung von zwölf Zivilisten zur Last gelegt, zudem soll er Befehle zur Tötung von weiteren sechs Irakern gegeben haben.

Frank Wuterich, hier mit seiner Frau, soll für den Tod etlicher Zivilisten verantwortlich sein (Foto: Foto: Reuters)

Drei weiteren GIs wird ebenfalls Mord in mehreren Fällen angelastet. Bei einer Verurteilung drohen allen vier als Höchststrafe lebenslange Haft.

Vier Offiziere müssen sich außerdem wegen Pflichtverletzung und Behinderung der Justiz verantworten, wie die Marineinfanterie im kalifornischen Camp Pendleton am Donnerstag mitteilte.

24 Zivilisten erschossen

Den Soldaten wird vorgeworfen, in Haditha nördlich von Bagdad bis zu 24 irakische Zivilpersonen willkürlich erschossen haben. Auslöser soll der Tod eines Soldaten bei einem Bombenanschlag gewesen sein.

Truppenführer Wuterich soll bei dem Militäreinsatz am 19. November 2005 die Anweisung gegeben haben, "erst zu schießen und dann Fragen zu stellen". Weiter soll er Kollegen zu Falschaussagen angehalten haben.

Ermittlungen nach Artikel in Magazin

Anwälte der US-Soldaten haben betont, ihre Mandanten hätten sich so verhalten, wie sie es gelernt hätten: auf eine als Bedrohung empfundene Situation entsprechend zu reagieren.

Die strafrechtlichen Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem das Magazin Time im März unter Berufung auf Überlebende und Menschenrechtsgruppen berichtet hatte, dass unbeteiligte Menschen getötet worden seien.

Die Marineinfanteristen hatten zunächst angegeben, dass 15 Menschen bei einer Bombenexplosion und acht Aufständische in anschließenden Gefechten ums Leben gekommen seien.

Mehrere Prozesse laufen

Wegen Verbrechen im Irak sind bereits mehrere US-Soldaten verurteilt worden. In Camp Pendelton ist derzeit ein Verfahren wegen der Ermordung eines Irakers in Hamdania anhängig.

Insgesamt acht Soldaten wird vorgeworfen, im April den 52-jährigen Haschim Ibrahim Awad aus seinem Haus gezerrt, in ein Loch geworfen und erschossen zu haben. Anschließend versuchten sie ihre Tat als Tötung eines bewaffneten Rebellen darzustellen. Auslöser soll die Frustration der Marineinfanteristen wegen ihrer vergeblichen Suche nach einem Aufständischen gewesen sein.

In Fort Campbell in Kentucky müssen sich mehrere Soldaten wegen Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens im Irak verantworten.

Ihnen wird Verwicklung in den Überfall im März in Mahmudija vorgeworfen, bei dem die 14-Jährige vergewaltigt und anschließend zusammen mit ihren Eltern und ihrer sechsjährigen Schwester getötet wurde. Einer der insgesamt vier Angeklagten wurde bereits zu 90 Jahren Haft verurteilt.

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