Guantánamo:Neue Indizien sprechen gegen die US-Armee

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Die Zweifel am Selbstmord der Guantánamo-Häftlinge werden immer stärker. Nun haben die Angehörigen der drei toten jungen Männer angeblich belastende Spuren entdeckt.

Die Leichen der beiden im US-Gefangenenlager Guantánamo gestorbenen saudi-arabischen Häftlinge weisen nach Angaben von Angehörigen Spuren von Misshandlungen auf. Talal al-Sahrani, der Vater von Jassir al-Sahrani, sagte der saudi-arabischen Zeitung Al-Watan, er habe die Leiche seines Sohnes vor Beginn der Autopsie gesehen und Hämatome am Kopf entdeckt.

Todesursache bleibt weiter ungeklärt

Auch der Vater des toten Jemeniten betrachtete die Angaben der US-Armee skeptisch. Diese hatte erklärte, die Häftlinge hätten sich am 10. Juni in dem Gefangenenlager auf Kuba erhängt. Selbstmord verstößt jedoch gegen die Prinzipien des Islam, was für die Angehörigen ein triftiger Grund ist, am Freitod ihrer Söhne zu zweifeln.

Der jemenitische Ex-Gesundheitsminister Naguib Ghanem von der islamistischen Islah-Partei erklärte nach Angaben der Zeitung Al-Sharq Al- Awsat, die inzwischen in die Heimat übergeführte Leiche des Jemeniten sei nach der Obduktion in den USA nicht mehr vollständig, so dass es schwer sein werde, die Todesursache durch eine Autopsie zu bestimmen.

EU-Ratspräsident Schüssel fordert Schließung des Lagers

Nun will sich auch der österreichische Bundeskanzler und amtierende EU-Ratspräsident, Wolfgang Schüssel, erneut in die Debatte einschalten. Er wird US-Präsident George W. Bush bei dem EU-USA-Gipfel am kommenden Mittwoch in Wien abermals um die Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo bitten. Dies kündigte der Staatssekretär im österreichischen Außenministerium, Hans Winkler, am Sonntagabend im ORF-Fernsehen an.

Schüssel habe das Thema bereits bei seinem letzten USA-Besuch im Dezember des vergangenen Jahres angesprochen. "Die Europäer haben klar gesagt, dass sie mit der Art und Weise, wie Gefangene ohne Rechtsschutz behandelt werden, nicht einverstanden sind", meinte Winkler, der mit der Vorbereitung des Gipfels betraut war.

In dem Gefangenenlager der US-Armee werden rund 460 mutmaßliche Terroristen festgehalten, die meisten von ihnen ohne Anklage.

(sueddeutsche.de/dpa)

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